Man sei grundsätzlich sehr vorsichtig mit solchen Aussagen, meint Bernhard Pichler-Koban von der Bergrettung Villach. In diesem Fall dürfte ein junges Paar aber tatsächlich zu Lebensrettern geworden sein: „Unser Notarzt hat gemeint, dass das bei der aktuellen Hitze für die Frau tragisch hätte enden können.“ Seit Freitag war eine 78-Jährige aus Neulandskron bei Villach als abgängig gemeldet. Sie soll mit ihrem Hund das Wohnhaus verlassen haben. Der Vierbeiner kam alleine zurück, von der Frau fehlte bis Sonntag jede Spur. Da wurde das Paar, das gerade beim Schwammerlsuchen war, auf ein Wimmern im Wald bei Oberwollanig aufmerksam.
„Wir haben plötzlich Geräusche gehört, die so gar nicht in den Wald passten“, schildert Nicole Kohlweg (44) aus Klagenfurt. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem Villacher Daniel Weichlinger (40), wurde sie auf die Frau aufmerksam. Dass die beiden in dem Bereich überhaupt unterwegs waren, sei ein großer Zufall gewesen. Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr hatten sie sich spontan dazu entschlossen, Pilze zu sammeln. Weichlinger: „Den Weg, den wir dieses Mal genommen haben, nehmen wir sonst nie.“ Nach etwa einer Stunde hörten die beiden plötzlich das Wimmern der Frau. Sie folgten dem Geräusch: „Das Gelände war dort bereits extrem steil und unwegsam.“
Zusammengekauert am Boden
Kohlweg und Weichlinger entdeckten schließlich die Frau, die zusammengekauert auf dem Boden hockte. Sie hatte keine Schuhe mehr an, Kleidungsstücke fehlten. „Im ersten Moment waren wir total perplex.“ Die beiden gaben der Frau das Mineralwasser, das sie mit hatten, zu trinken und setzten den Notruf ab. „Es war gar nicht so einfach, zu beschreiben, wo wir uns befinden. Schließlich konnten wir unsere Koordinaten per WhatsApp bekannt geben.“ Während die beiden bei der Frau warteten, waren sie im ständigen Kontakt mit den Einsatzkräften. Erst da erfuhren sie auch, dass die 78-Jährige bereits seit zwei Tagen gesucht wurde. „Sie war ansprechbar, hat aber nicht mehr viel geredet. Ihren Namen konnte sie uns aber nennen.“
„Zustand stabil“
Der Fundort der Vermissten befand sich etliche Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Die Frau war zu diesem Zeitpunkt bereits stark dehydriert und wies leichte Verletzungen auf. Mitglieder der Bergrettung Villach mussten sie mit einer Einrad-Trage zu einem Forstweg abseilen. Von dort brachte sie die Rettung in das Landeskrankenhaus nach Villach. „Ihr Zustand ist stabil“, sagte Kabeg-Sprecherin Nathalie Trost am Montag auf Nachfrage der Kleinen Zeitung. Kohlweg und Weichlinger sind sehr froh, das zu hören: „So ganz haben wir das alles, was da am Sonntag passiert ist, noch nicht realisiert.“