15 Prozent der Generation Z würden ihren psychischen Gesundheitszustand als schlecht bezeichnen. Fast die Hälfte der Generation Z würde sich im eigenen Körper häufig nicht wohlfühlen. Diese erschreckenden Zahlen gehen aus dem Austrian Health Report 2023 hervor und bestätigen, dass jüngere Menschen in den vergangenen Jahren stärker an den aktuellen Krisen wie Krieg, Klima oder der Pandemie gelitten haben.

Die Entwicklung der Identität junger Menschen kann durch solche Krisen mehr beeinflusst werden als die von älteren, welche schon gefestigter ist. Zukunftsängste, Schlafstörungen und Depressionen können dabei die Folge sein. Sich einzugestehen, dass man Hilfe benötigt, ist oft ein langer Weg. Sich diese Hilfe zu suchen, kostet oft große Überwindung. Neben der psychologischen Beratung vor Ort, besteht auch die Möglichkeit eines Online-Settings, welches spätestens seit der Pandemie auch vermehrt in Österreich zur Anwendung kommt.

Virtueller Safespace

Die Klinische Psychologin Christina Kotnik aus Kärnten bietet eine solche psychologische Onlineberatung an. Menschen kommen mit aktuellen Schwierigkeiten in ihre Onlinepraxis. Der Großteil ist zwischen 20 und 35 Jahren. Viele verspüren einen Leidensdruck, wollen Dinge aus der Kindheit aufarbeiten oder brauchen einfach jemanden zum Reden. Die Beratung ist meist ein längerer Prozess, in dem oft noch weitere Bausteine gefunden werden. „Oft tragen Menschen ihre Probleme lange mit sich herum, bis für sie der Zeitpunkt erreicht ist, sich Unterstützung zu suchen“, so die gebürtige Bleiburgerin.

Im virtuellen „Safespace“ können Betroffene über deren Belastungen mit der Klinischen Psychologin sprechen. Die Gespräche unterscheiden sich dabei nicht stark von denen in einer Praxis vor Ort. Dennoch gibt es bestimmte Dinge, mit denen die Kärntnerin im Online-Setting nicht arbeitet, wie mit Menschen, die unter Wahnvorstellungen leiden. Ebenfalls wird die Person nicht als Ganzes gesehen. So können bestimmte Gesten der Hände beispielsweise nicht interpretiert werden, was aber für manche Diagnosen wichtig ist. „Mich haben schon immer Menschen und ihre Geschichten interessiert“, so Kotnik, die auch schon vor ihrem Werdegang zur Klinischen Psychologin gerne Menschen dabei unterstützt hat, Lösungen für ihr Anliegen zu finden.

Kostenloses Erstgespräch

Das Erstgespräch ist kostenlos und dient zum Kennenlernen beiderseits. Hier ist es für Kotnik ganz wichtig, dass sich die Betroffenen bei ihr wohlfühlen, denn die therapeutische Beziehung ist ein wichtiger Punkt im ganzen Prozess. Fragen zum Thema, den Zielen und den Erwartungen werden besprochen. Wenn sich der Betroffene für die Beratung entscheidet, werden regelmäßige Gespräche, je nach Bedürfnis, über Zoom abgehalten. Verschiedene Methoden, wie Teilen des Bildschirms, gemeinsames Erarbeiten oder Veranschaulichung aktueller Dinge, werden dabei angewandt. Auch Übungen für zu Hause gibt die Psychologin gerne mit. „Therapeutische Gespräche helfen, umsetzen muss man es dennoch selber“, so Kotnik. Eine Beratungsstunde, 50 Minuten, kostet 105 Euro.

Auch Christina Kotniks Arbeitsplatz ist flexibel. Hier arbeitete sie von Sizilien aus in ihrem Camper.
Auch Christina Kotniks Arbeitsplatz ist flexibel. Hier arbeitete sie von Sizilien aus in ihrem Camper. © Christina Kotnik

Erleichterungen im Online-Setting

Vorteile lassen sich viele in dieser Art von psychologischer Beratung finden. Die Terminvergabe ist sehr flexibel, man bekommt schnell einen Termin und kann diesen auch online, ohne Telefonat, ausmachen. Die Ortsgebundenheit sowie der Weg zur Therapie entfallen. „Man kann sich die Plätze aussuchen. Sei es daheim bequem auf der Couch oder während dem Spazieren. Da können meine Klientinnen und Klienten einfach schauen, wo sie sich wohlfühlen, wo ihnen das Reden leichter fällt“, sagt die Klinische Psychologin. Ebenso ist die Hemmschwelle für viele geringer, vor allem für jene, die sozial ein wenig unsicher sind. „Das Online-Setting ist nicht für jeden etwas, dennoch für viele genau das Richtige“, erwähnt die Kärntnerin. „Man soll darüber reden. Kein Problem, kein Thema ist zu klein, nicht darüber reden zu können. Jeder darf und soll sich Unterstützung holen und dazu beitragen, dass wir gemeinsam Themen rund um psychische Probleme enttabuisieren können“, hält Kotnik fest.

Junge Menschen als Vorbilder auf Social Media

In den sozialen Netzwerken hat sich in den letzten Jahren vieles getan. Vermehrt wird auf den Plattformen offen über psychische Erkrankungen sowie den Weg in die Therapiestunde geredet. Diese Ehrlichkeit findet Kotnik als guten Umschwung. Auf Instagram versucht die Klinische Psychologin selbst mit fachlicher Kompetenz und der Qualifikation zu enttabuisieren, bringt psychische Erkrankungen ihrer Community näher und gibt Hilfestellung. „Je mehr Menschen wir erreichen, die psychologische Hilfe brauchen und wollen, desto besser ist es“, sagt die Kärntnerin. Dennoch tummeln sich in den sozialen Medien viele „selbsternannte“ Coaches herum, welche die psychisch Geschwächten oftmals mit teuren Coachings und Heilversprechen ausnutzen. Hier will Kotnik das kritische Denken zu den sämtlichen Angeboten auf Social Media anregen und sieht die Chance der Aufklärung bei den Psychologen oder Psychotherapeuten. Diese weisen eine Qualitätssicherung aufgrund ihres Berufsbildes auf und müssen sich an rechtliche Gegebenheiten anpassen.

Zwei Mal die Woche bietet Kotnik zusätzlich in einer Klagenfurter Praxis für ihre Patienten Therapiesitzungen vor Ort an. Am 1.1.2025 erfolgt die gesetzliche Klarstellung der Zulässigkeit der Online-Berufsausübung für Klinische Psychologen und Gesundheitspsychologen. Aktuell darf aus berufsrechtlicher Sicht die Online-Berufsausübung dennoch ausgeführt werden. Auch Kassenzuschüsse sind je nach Krankenversicherungsträger möglich.