Neuerliche Gewitter haben am Freitag am Nachmittag wieder Schäden in Kärnten angerichtet bzw. bereits entstandene Schäden von Donnerstagnacht vergrößert. Dazu kam der stürmische Wind, der Bäume umstürzen ließ und u. a. Straßen und Zugstrecken blockierte. Die ÖBB-Südbahn zwischen dem steirischen Unzmarkt und dem Kärntner Friesach waren unterbrochen. Mehr als 200 Personen wurden aus Friesach mit Bussen der ÖBB nach Unzmarkt gebracht, um von dort aus ihre Reise Richtung Wien fortzusetzen. In den Sozialen Netzwerken sorgte ein Video für Aufsehen, das der Instagram-Plattform „Klagenfurt_Elite“ zugetragen wurde:

In Kärnten hatten die Feuerwehren am Freitagvormittag noch die Aufräumarbeiten vom Donnerstag weiterzuführen, als am Nachmittag teils heftiger Wind – in Hermagor gab es bereits in den Mittagsstunden Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 62 km/h – zahlreiche Bäume umstürzen ließ und sich weitere Gewitterzellen über dem ganzen Bundesland entluden. Besonders am Faaker See, am Wörthersee und am Keutschacher See führte der starke Sturm zu vielen Einsätzen von Wasserrettung und Feuerwehr. Viele Schwimmer, Stand-up-Paddler und Surfer konnten aufgrund des starken Wellengangs nicht mehr ans Ufer gelangen und wurden mit Booten in Sicherheit gebracht.

Im Lavanttal stürzte ein Baum auf ein Fahrzeug, der Lenker wurde im Pkw eingeschlossen, konnte aber nach Beseitigung des Baumes durch die Feuerwehr unverletzt befreit werden. Gegen 15.45 Uhr schlug während eines Gewitters ein Blitz in das Dach eines landwirtschaftlichen Gebäudes in der Gemeinde Reichenau (Bezirk Feldkirchen) ein. Der Sohn des Landwirts brachte sofort die landwirtschaftlichen Geräte wie Traktor usw. aus dem Stall.

Am Freitag hatten die Kärntner Feuerwehren rund 250 Unwettereinsätze zu bewältigen, gesamt standen 151 Wehren im Einsatz. Der Samstag werde ganz im Zeichen der Aufräumarbeiten, besonders im Lavanttal, stehen, teilte die Landesfeuerwehr mit. Für das Wochenende ist zwar windiges bis stürmisches, aber doch trockeneres Wetter angesagt.

Der Freitag im Rückblick

Gegen 15 Uhr erreichte die Schlechtwetterfront auch Villach, eine halbe Stunde später wurde es in der Landeshauptstadt Klagenfurt ungemütlich – kurz darauf waren Sirenen zu hören. Um 16 Uhr zeigten die Warnkarten der Unwetterzentrale bereits in ganz Mittel- und Unterkärnten die zweithöchste Warnstufe an, der gesamte Bezirk St. Veit sowie kleinere Teile im Bezirk Feldkirchen und das Obere Lavanttal sogar die höchste. Anschließend konzentrierten sich die Unwetter auf das Lavanttal.

Laut Ubimet lag am Nachmittag ein umfangreicher Gewittercluster mit mehreren Kernen quer über Österreich. „Die stärksten Zellen ziehen weiterhin über das nördliche Unterkärnten. In Weitensfeld in Kärnten wurden bereits schwere Sturmböen bis 92 km/h gemessen“, erklärte UBIMET-Meteorologe Nikolaus Zimmermann. In Klagenfurt wurden Spitzen von 70 km/h erreicht. Sturm und Starkregen stellten in Kärnten und Osttirol am Freitag die Hauptgefahren dar.

Brände und umgestürzte Bäume

Auch zahlreiche umgestürzte Bäume blockierten Straßen. Im Lavanttal stürzte ein Baum auf ein Fahrzeug, der Lenker wurde im Pkw eingeschlossen und konnte nach Beseitigung des Baumes durch die Feuerwehr unverletzt befreit werden. In der Gemeinde Krems (Bezirk Spittal/Drau) wurde die B99 durch eine Mure verlegt.

In Malta entfachte ein Blitz einen Heckenbrand, der durch die örtliche Feuerwehr rasch eingedämmt werden konnte. Einen weiteren Blitzschlag gab es im Ortsbereich Patergassen, der dortige Brand konnte durch vier Feuerwehren ebenso rasch gelöscht werden. Ein Blitz schlug auch ins Dach eines landwirtschaftlichen Gebäudes in der Gemeinde Reichenau ein, Feuer brach keines aus. Bis zum frühen Abend rückten die Kärntner Feuerwehren am Freitag zu 250 Unwettereinsätzen aus. „Danach wurde es ruhiger, es kamen noch zehn bis höchstens 20 hinzu“, hieß es um kurz nach 21 Uhr seitens der LAWZ.

950.000 Euro Schaden in der Landwirtschaft

Die Konsequenz der Unwetter waren auch erste schwere Hagelschäden im heurigen Jahr in der Landwirtschaft: „In den Bezirken Wolfsberg und St. Veit an der Glan wurden knapp 3000 Hektar Getreide-, Mais- und Sojakulturen sowie Grünlandflächen und Gärtnereien durch Hagel, Starkregen und Sturm geschädigt. Der Gesamtschaden in der Landwirtschaft beläuft sich derzeit auf 950.000 Euro“, so der zuständige Landesdirektor der Österreichischen Hagelversicherung in Kärnten, Hubert Gernig.

Live-Regenradar

Verkehrsbehinderungen

Die Unwetter sorgten auch für Probleme im Straßenverkehr. Laut Antenne Kärnten war die B317 Friesacher Straße zwischen Friesach und Neumarkt in der Steiermark am Abend wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Schon zuvor war die L 99 Köttmannsdorfer Straße auf Höhe der Abzweigung nach Wellersdorf für einige Zeit wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Auf Kärntens Autobahnen gab es ebenfalls Behinderungen: Auf zwei Abschnitten der A2 Südautobahn und auf der A10 Tauernautobahn in Kärnten gab jeweils Behinderungen durch die Unwetter.

Auch im Schienenverkehr gibt es Probleme, die Südbahnstrecke zwischen Friesach und Neumarkt ist weiterhin gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, es muss mit längeren Fahrzeiten gerechnet werden. In den Sozialen Netzwerken sorgte ein Video für Aufsehen, das der Instagram-Plattform „Klagenfurt_Elite“ zugetragen wurde - darauf zu sehen ist ein Brand in der Nähe von Friesach, aufgenommen aus dem Fenster eines Zuges. Auslöser des Brandes soll ein auf die Gleise gestürzter Baum gewesen sein.

Stromausfälle

In weiten Teilen Kärntens haben die Unwetter auch für Stromausfälle gesorgt, gegen 17 Uhr waren Bereiche im Lavanttal, in den Bezirken St. Veit und Feldkirchen und vereinzelt rund um Spittal/Drau betroffen. Darüber hinaus gibt es auch Stromausfälle östlich und südlich von Klagenfurt. Insgesamt sind rund 1000 Haushalte betroffen. Gegen 21 Uhr waren noch immer fünf Kärntner Bezirke betroffen.

Die Unwetter haben auch zu Stromausfällen geführt
Die Unwetter haben auch zu Stromausfällen geführt © Kärnten Netz

„Schon lange nicht mehr gesehen“

Savannah Pirker aus Friesach hat das Unwetter von ihrem Balkon aus miterlebt (siehe Video), sie erklärt gegenüber der Kleinen Zeitung: „Von einer Minute auf die andere wurde es immer schlimmer, bei meinem Schwiegervater sind sogar Ziegel vom Dach geflogen. So etwas habe ich in Friesach schon lange nicht mehr erlebt.“

Neue Front erwartet

„Aktuell ziehen noch schwere Unwetter über das Gurk- und das Lavanttal, da ist die Gefahr weiterhin hoch“, erklärte Meteorologe Nikolaus Zimmermann, gegen 16.30 Uhr. In Osttirol und Oberkärnten war der Höhepunkt zu diesem Zeitpunkt bereits überschritten. Zimmermann soll mit der Wetterberuhigung recht behalten, wie angekündigt zogen die letzten Unwetter gegen 18.30 Uhr ab.

Der Freitagabend verlief dann weiter ruhig, hier und da kam es noch zu Regenschauern und auch der eine oder andere Blitz war noch zu sehen, größere Zellen sind aber nicht mehr durchgezogen. Laut Meteorologen Zimmermann folgt auf einen einigermaßen ruhigen Freitagabend aber erneute Unwettergefahr – bereits in der Nacht auf Samstag könnte es schon wieder ungemütlich werden.