Nein, geplant sei der Mord nicht gewesen. Er wollte sein Opfer „nur“ ausrauben. Das sagte ein kroatischer Staatsbürger (20) gegenüber Ermittlern. Geholfen hat ihm das ebenso wenig wie sein Geständnis, dass er einen Klagenfurter (30) getötet hat. Der 20-Jährige ist wegen Mordes und schweren Raubes angeklagt und muss sich am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt vor Richter Uwe Dumpelnik verantworten. Seinem Komplizen, ein 20 Jahre alter Kärntner, wird schwerer Raub vorgeworfen.
Auch vor Gericht blieb der Kroate bei seiner Version aus den Ermittlungen: „Ich wollte ihn nicht töten, nur seine Gegenwehr brechen“, sagte der 20-Jährige. Die Situation sei von Anfang an eskaliert. Beide Angeklagten behaupten, ihr Opfer sei am Boden gelegen und hätte noch gelebt, als sie die Wohnung verlassen hatten. Dem widerspricht hingegen die Gerichtsmedizinerin. Sie könne es sich nicht erklären, wie der 30-Jährige mit diesen Verletzungen selbstständig auf die Couch gekommen sein soll. Dort wurde das Opfer nämlich sitzend gefunden.
Wohnung war ein Schlachtfeld
Auch ein weiteres Detail der Tat könne, so wie es der Kroate vor Gericht schilderte, nicht stimmen, so die Sachverständige. Der Angeklagte gab an, das Messer in seiner linken Hand gehalten zu haben, da seine rechte Hand bandagiert gewesen sein soll. Laut Gerichtsmedizinerin müsse es aber die rechte Hand gewesen sein. Die Wohnung hat nach dem Blutbad ausgesehen wie ein Schlachtfeld. Als im Prozess Fotos vom Tatort gezeigt werden, lief eine Zuseherin hustend aus dem Gerichtssaal.
Noch nicht rechtskräftig
Am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr, nach etwa zwei Stunden Beratung, standen dann die Urteile fest: Der Hauptangeklagte, der kroatische Staatsbürger, wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt. Sein ebenfalls angeklagter Komplize erhielt 11 Jahre und 10 Monate Haft. Da der Kärntner aber noch 45 Tage Haft aus einer anderen Verurteilung absitzen muss, muss er insgesamt fast 12 Jahre in Haft. Die Urteile gegen die Männer sind noch nicht rechtskräftig. Der Strafrahmen lag bei beiden zwischen 10 und 20 Jahren Haft.
„Gib mir dein Messer“
Verübt wurde die Tat am Abend des 31. Jänner in Klagenfurt: Die 20-Jährigen, die sich schon lange kannten und dieselbe Schule besucht haben, trafen sich in der Innenstadt. Aus Geldnot beschlossen sie, den 30-Jährigen auszurauben. Der Kroate glaubte, dass der Klagenfurter in seiner Wohnung einen kleinen Kühlschrank habe, der mit Drogen gefüllt sein soll. Betrunken gingen sie zum Haus, in dem ihr Opfer wohnte.
Der Kroate forderte von seinem Komplizen dessen Messer. Der Kärntner gab es ihm und die Männer gingen in den ersten Stock. Nachdem der 30-Jährige die Wohnungstüre geöffnet hatte und in den Gang getreten war, eskalierte die Situation völlig: Der Kroate stach zu, immer wieder. Laut Staatsanwaltschaft insgesamt 17 Mal. Vier Stiche trafen den Oberkörper, 13 die Oberarme. Der Attackierte schleppte sich in seine Wohnung, wo er kurz darauf starb.
Der Kroate lief ebenfalls in die Wohnung, schnappte sich den kleinen Kühlschrank und flüchtete mit dem Mittäter. Vor dem Haus öffneten sie das vermeintliche Drogenversteck – doch dieses war leer. Daraufhin trennten sich die Angreifer, wurden jedoch kurze Zeit später festgenommen. Seitdem sitzen die beiden Männer in Untersuchungshaft. Für sie gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung.