Über 15 Jahre hinweg, zwischen 2002 und 2017, sollen Bauunternehmen in Österreich verbotene Preisabsprachen getroffen haben, um den Wettbewerb zu minimieren oder auszuschließen, um sich gegenseitig zu Aufträgen zu verhelfen und so auch Marktanteile zu sichern. Bei mehreren Tausend Projekten sollen die Baufirmen die Preise manipuliert haben. Zu den Hauptbetrugsopfern gehören Gemeinden und Städte. Gegen 873 Beschuldige hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zeitweise ermittelt. Auch große Unternehmen waren in die wettbewerbsverzerrenden Absprachen verwickelt, etliche Verfahren wurden bereits abgeschlossen.

Am Mittwoch musste sich nun ein 56-jähriger Kärntner als Angeklagter am Landesgericht Klagenfurt verantworten. Ein Kronzeuge, der das Baukartell ins Rollen gebracht hatte, hatte ihn belastet. Laut Anklage sollen zwei österreichweit tätige Unternehmen bei einem Bauvorhaben in Unterkärnten nach Absprache jeweils Angebote gelegt haben. Drei Millionen Euro betrug das Auftragsvolumen. Laut dem Kronzeugen sollte die Kärntner Firma ihr Angebot später zurückziehen, um dem anderen Unternehmen den Vortritt zu lassen. Der Angeklagte bestritt dies am Mittwoch laut ORF vehement. Er habe gar nicht die alleinige Befugnis gehabt, Angebote in dieser Höhe zu legen und schon gar nicht mit dem Ziel, irgendwelche Absprachen zu treffen. Er könne sich auch nicht erklären, warum er von dem Kronzeugen, den er schon lange kenne, belastet werde. Für den 56-Jährigen gilt die Unschuldsvermutung.

Österreichweit soll durch das Baukartell ein Schaden zwischen zehn und 17 Milliarden Euro entstanden sein, zitiert der ORF am Mittwoch einen Anwalt. Im Zusammenhang mit dem Baukartell wurden bereits gegen einige Bauunternehmen in Österreich Geldstrafen verhängt.