Unser armer Bürgermeister hat nicht gerade einen Traumstart in den neuen Job erwischt: Nur einen Tag nach Amtsantritt gerät das Ausflugsschiff „Audace“ vor Grados Küste in Seenot; 80 Passagiere müssen gerettet werden. Und nun bricht auch noch Feuer im Spaßbad am Strand aus. Ich weiß, „Feuer im Schwimmbad“ klingt paradox, aber so ist es tatsächlich geschehen: Zwei reetgedeckte Kioske brennen in der Nacht von Freitag auf Samstag nieder. Offenbar war ein Kurzschluss in einem Kühlschrank schuld, der Schaden beläuft sich angeblich auf 350.000 Euro – womit man mal wieder sieht, wie hoch in Grado derzeit die Immobilienpreise sind. Und nicht nur das: Das Schwimmbad bleibt ausgerechnet am ersten sommerlichen Wochenende aus Sicherheitsgründen geschlossen, was arg auf die Einnahmen der Strandverwaltung drückt.

Gesprächsthema Nummer eins bleibt aber das Beinahe-Unglück der „Audace“, obwohl der Schiffsbesitzer ja alle Schuld von sich, dem Kapitän und dem Schiff selbst weist. Nun erreichte den Autor eine Mail von Susanne L., die ebenfalls an Bord war und von haarsträubenden Versäumnissen bei der Lagerung der E-Bikes berichtet, die wirklich alle am Bug geparkt wurden, teilweise in- und übereinander gestapelt und nicht in den vorgesehenen Halterungen, die nämlich nicht ausreichten. Nach Schätzungen von Susanne L. habe es sich um 30 bis 40 E-Bikes gehandelt, die ja erheblich schwerer als normale Fahrräder sind.

Die Passagiere mussten von der Küstenwache evakuiert werden
Die Passagiere mussten von der Küstenwache evakuiert werden ©  Guardia Costiera

Haarsträubender Aktionismus

Hat diese Lagerung den SOS-Notfall ausgelöst? Die Untersuchungen werden sich noch eine Weile hinziehen. Das regionale Transportunternehmen APT Gorizia äußerte nun die Idee, doch wieder den alten Seelenverkäufer auf der lukrativen Linie Grado – Triest einzusetzen, der ja gerade in dieser Saison von der „Audace“ ersetzt worden war. Das ist haarsträubender Aktionismus, denn das Vorgängerschiff galt als nicht hochseetauglich und wurde genau deswegen ersetzt. Aber, zugegeben: In Seenot ist der alte Dampfer nie geraten.

Der Weltrekordversuch
Der Weltrekordversuch © Maiwald

Weltrekordversuch

Und dabei wollte Grado doch so bunt in den Sommer starten, nämlich mit einem Weltrekordversuch – möglichst viele Menschen sollten sich als „Sonnen“ verkleiden. Damit sollte ein Rekord gebrochen werden, der im April in Kanada von 300 Personen aufgestellt worden war. Man verteilte Kostüme, lud Influencer ein (darunter Aurora Ramazzotti, die Tochter von Michelle Hunziker und Eros Ramazzotti), und ein offizieller Guinness-Juror in Anzug und mit Aktentasche verkündete die frohe Botschaft: 313 Sonnen, Weltrekord. Wenn also bis Drucklegung des nächsten Guinness-Buchs kein weiteres Sonnen-Event um die Ecke kommt, bekommt Grado einen Eintrag.

Skeptischer Kommentar einer Gradeserin: „Was mag das alles gekostet haben?“