Innsbrucker Archäologen haben bei Grabungsarbeiten in der Kärntner Gemeinde Irschen einen 1500 Jahre alten Reliquienschrein inklusive einer antiken Reliquiendose entdeckt. Der Schrein samt Inhalt war bereits im August 2022 ausgegraben worden, musste vor der Präsentation aber erst konserviert werden. „Dieser Fund ist in Österreich einzigartig“, erklärte Grabungsleiter Gerald Grabherr am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck und sprach von einer „Sensation“.
Man wisse weltweit von etwa „40 derartigen Elfenbeindosen“, zudem sei eine solche zuletzt vor mehr als 100 Jahren gefunden worden, stellte der am Institut für Archäologie der Uni Innsbruck tätige Grabherr den Fund auch in einen internationalen und zeitlichen Kontext. Gefunden habe man die „Besonderheit“ im Rahmen von bereits 2016 begonnen Grabungen bei einer einstigen „frühchristlichen Höhensiedlung“ in Irschen am sogenannten Burgbichl nahe der Grenze zu Osttirol.
Empfindliches Material
Danach hieß es „große Geduld haben“, wie Grabherr unumwunden einräumte. „Erst seit kurzem können Schrein und Dose wissenschaftlich untersucht werden,“ berichtete er. Der Grund dafür: „Das Material ist äußerst empfindlich, nimmt Feuchtigkeit der Umgebung auf und ist in diesem Zustand sehr weich und damit leicht zu beschädigen“, erklärte dazu seine Kollegin Ulrike Töchterle, Leiterin der Restaurierungswerkstatt am Institut. „Das heißt im Grunde und vereinfacht gesagt, dass wir die Reliquiendose behutsam austrocknen mussten.“ Ansonsten hätten „Schrumpfungen und Risse“ gedroht.
Jetzt endlich ließe sich die „frühchristliche Ikonographie“ und die „frühchristlichen Themen“ auf der Elfenbeindose entschlüsseln, strich Grabherr heraus. Darauf zu erkennen sei etwa die „Übergabe der Gesetze von Jahwe an Moses“ sowie höchstwahrscheinlich die Himmelfahrt Christi, erläuterte der Grabungsleiter und Spezialist für Römerstraßen.
Dieser Fund festige jedenfalls den „Weltruhm des Institutes für Archäologie“, streute Uni-Rektorin Veronika Sexl den Akteuren sowie dem Institut Rosen. Aber es zeige auch die Wirkmacht der Innsbrucker Universität insgesamt: „Wissenschaft ist immer Teamwork, so auch hier, denn es waren etwa auch Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften beteiligt.“