Alles fing ganz harmlos an: Um sich für das Training für einen Halbmarathon vorzubereiten, wollte sich der Kärntner Mathias Wurzer, bekannt als Klagenfurter Stadtrichter, eine Sportuhr kaufen. Über die Google-Suche stieß er auf den „GSTORE Webshop“, wo es für passende Modelle gute Angebote gab.

Im Impressum des Webshops war angegeben, dass dieser auf ein Juweliergeschäft in Lunz am See zurückgehe, das in Wahrheit zwar tatsächlich Uhren, jedoch keine Sportuhren verkauft – auch Adresse, Firmenbuchnummer und UID-Nummer waren dort angegeben. „Alles sah sehr seriös aus, auch die Bezahlung war wie bei anderen bekannten Online-Shops abzuwickeln“, erklärt er gegenüber der Kleinen Zeitung.

Sogar einen Rabatt gab es - der sollte jedoch nichts bringen, ganz im Gegenteil
Sogar einen Rabatt gab es - der sollte jedoch nichts bringen, ganz im Gegenteil © KK

„Mit dem Artikel im Warenkorb wollte ich den Kauf via Visa-Karte abschließen. Der erste Versuch der Autorisierung für die Zahlung der 441 Euro wurde jedoch mit einer Fehlermeldung abgebrochen“, erklärt er. Dies ist nichts Ungewöhnliches, schon eine kleine Unachtsamkeit oder eine unterbrochene WLAN-Verbindung kann dazu führen. Das dachte sich auch Wurzer, der deshalb einen zweiten Versuch startete, der ebenfalls nicht erfolgreich war. „Die Fehlermeldung kam erneut, ich habe keine Bestellbestätigung und keinen Beleg über einen etwaigen Kaufabschluss bekommen.“

Geld und Impressum weg

Ab diesem Zeitpunkt wurde Wurzer misstrauisch. Der Schock folgte jedoch, als er am darauffolgenden Tag seine Finanzen prüfte: Die 441 Euro wurden tatsächlich abgebucht – und das gleich zwei Mal. Autorisierung und Freigabe des Geldes hatten also trotz der Fehlermeldung im System funktioniert, Uhr bekam er aber keine - es war eine Betrugsmasche. Sofort nahm der Kärntner Kontakt mit seinem Kreditkartenunternehmen und mit der Polizei in Lunz am See auf.

Das Impressum des Webshops wurde mittlerweile entfernt, heute deutet auf der Homepage nur noch die interaktive Karte auf die gefälschten Wurzeln in Lunz am See hin. Die dortige Polizei bestätigt den Fall gegenüber der Kleinen Zeitung und ergänzt: „Wir haben bereits viele derartige Fälle registriert, auch in dieser Woche waren es wieder mehrere.“ Es handle sich jedoch um laufende Ermittlungen, weitere Informationen könne man daher noch nicht bekanntgeben.

Erst am darauffolgenden Tag sah Wurzer, dass ihm der Betrag gleich zwei Mal abgebucht wurde
Erst am darauffolgenden Tag sah Wurzer, dass ihm der Betrag gleich zwei Mal abgebucht wurde © KK

Merkmale eines Fake-Shops

Die Informationsplattform zu Internet-Betrug „Watchlist Internet“ erklärt gegenüber der Kleinen Zeitung, dass ihnen der Fall mittlerweile bekannt sei. „Leider weist die Homepage typische Merkmale eines Fake-Shops auf, sie wurde in diesem Monat letztmalig verändert.“ Es sei auch nicht ungewöhnlich, dass derartige Fake-Shops das Impressum von kleineren Firmen stehlen, um Seriosität vorzuspielen und Vertrauen aufzubauen.

Als Geschädigte zählen jedoch nicht nur die Betrugsopfer, denen Geld vom Konto abgebucht wurde. Auch das Juweliergeschäft aus Lunz am See muss um Image und Umsatz fürchten. Anrufe von Opfern hat jedoch niemand vom Familienunternehmen entgegengenommen. Wurzer zeigt Verständnis: „Ich kann das verstehen. Es ist ein Familienbetrieb, der hier mitgeschädigt wurde.“

Das Unternehmen selbst war auch für Medienanfragen nicht erreichbar. Vonseiten der Gemeinde Lunz am See hieß es, dass man über den Fall Bescheid weiß, jedoch keinen Kontakt zum Unternehmen herstellen wird: „Das ist von deren Seite nicht gewünscht.“ Das dass Unternehmen auf Tauchstation geht, versteht man bei „Watchlist Internet“ nicht: „Im Normalfall warnt das Unternehmen selbst und proaktiv vor den Betrügern, damit distanziert man sich von ihnen und hält den Schaden für die eigene Firma möglichst gering.“

Die Folgen

Die Ermittlungen der Polizei laufen indes – der Erfolg wird entscheidend davon abhängen, wie gut die Täter ihre Spuren verwischt haben. Mittlerweile ist nämlich klar, dass das Geld nicht von einem einzigen Empfänger übernommen wurde, sondern von einer Bank in Polen und einer weiteren in Irland.

Für Wunder hat der Fall auch eine Änderung seines künftigen Kaufverhaltens zur Folge: „Ich ziehe daraus die Lehre, mehr auf persönlichen Kontakt zu setzen und in Geschäfte zu gehen. Nun habe ich meine Uhr in einem Sportladen in Klagenfurt gekauft, war auf der sicheren Seite und wurde darüber hinaus noch super beraten.“