Der Sommer ist endlich angekommen. Entlang der nördlichen Adriaküste werden über 30 Grad gemessen und bis zu 40 Grad erwartet. Was gibt es da besseres, als einen Sprung ins kühle, kristallklare Wasser der Adria? Doch das Meer wirkt derzeit von Triest in Italien über Piran in Slowenien bis nach Istrien in Kroatien alles andere als einladend. Seit Tagen werden Fotos und Videos in sozialen Medien vom „Meeresrotz“ geteilt. Einheimische und Urlauber fragen sich, warum das sonst so blaue und klare Meer der Adria derzeit so dreckig und schleimig ist?

Von Kroatien nach Italien

Die Verschleimung des Meeres wurde zuerst vor einigen Wochen in tieferen Gewässern Kroatiens beobachtet. Nun hat es sich an der Oberfläche bis nach Triest ausgebreitet. Wie das Nationale Biologieinstitut Sloweniens erklärt, entsteht der Meeresschleim, auch Meeresblüte genannt, durch Phytoplankton: „Das pflanzliche Plankton kann unter bestimmten Bedingungen einen großen Teil der produzierten organischen Substanz ins Wasser ausscheiden. Die genauen Ursachen und Mechanismen der Entstehung sind noch nicht vollständig geklärt.“

Die gelegentliche Überproduktion von Schleim-Makroaggregaten, wie das Phänomen wissenschaftlich bezeichnet wird, sei allerdings kein neues in der nördlichen Adria: „Erste Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1729, also vor der Entwicklung der Landwirtschaft, der Industrie und des Tourismus. Auch 2000, 2002 und 2004, 2014 und 2018 kam es bereits zu diesem Phänomen“, erklärt das Institut.

Meeresschleim in Piran
Meeresschleim in Piran © Leser-Reporter Heinz W. Ebner

An sich ungefährlich

Der Schleim an sich sei für Menschen ungefährlich, erklären die Experten: „Die chemischen Hauptbestandteile sind Wasser und Kohlenhydrate, die grundsätzlich keine Gefahr für die Gesundheit Badender darstellen.“ Allerdings könne der Schleimteppich auch viele andere Organismen, darunter auch krankheitserregende Fäkalien, mitführen. „Auch harte Partikel, wie Skelette von Organismen, und andere Sedimente können Reizungen auf der Haut verursachen“, so das Institut. Der Meeresschleim wirke sich auch negativ auf am Boden lebende oder sich langsam bewegende Tiere aus, da diese nicht mehr atmen können und sterben. Des Weiteren kann es bei der Zersetzung der Meeresblüte zu unangenehmem Gestank kommen.

Warten auf den Sturm

Während der Meeresschleim tagsüber ein wenig attraktives Bild bietet, kann er in der Nacht glänzen. In den Nachtstunden kann das Phänomen der Biolumineszenz im Schleim beobachtet werden: „Wenn wir mit einem Stock durch den Schleim fahren oder Steine ​​hineinwerfen, sehen wir ein blauviolettes Leuchten der mikroskopisch kleinen Phytoplanktonorganismen.“

Das Ende des Schleims wird wohl erst mit dem Ende des Sonnenscheins kommen. „In der Vergangenheit wurden die Schleimaggregate erst nach stärkeren Winden oder Stürmen abgebaut“, erklären die Biologen und gehen davon aus, dass es dieses Mal genauso sein wird.