Andreas Gabalier am Strand von Lignano - das war eine Premiere. Viele Fans kamen aus Kärnten und der Steiermark, aber auch aus vielen anderen Bundesländern sowie aus Deutschland, ganz besonders aus Bayern. Die einen kamen extra fürs Konzert und fuhren anschließend wieder zurück, die anderen nutzten den Lignano-Besuch gleich für einen mehrtägigen Urlaub. Auch mehrere Polterrunden ließen es sich nicht nehmen, das Konzert zu besuchen.
Zuerst ließ der Sänger seine Fans noch warten, doch um 18.33 Uhr war es schließlich so weit: Andreas Gabalier stieg in sich gekehrt und konzentriert aus dem weißen Zelt hinter der Bühne, während der Volks-Rock‘n‘Roller aus dem Zuschauerbereich bereits mit Sprechchören erwartet wurde. Die Verspätung um mehr als eine halbe Stunde - eigentlich hätte Gabalier bereits um 18 Uhr die Bühne betreten sollen - tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Fans feierten die plötzlich und überraschend am Himmel stehende Sonne, der Sänger genoss die Zeit im Backstage-Bereich mit „Nachbarn, Verwandten und Jugendfreunden“, wie er später erklärte.
Gabalier zu Pfingsten in Lignano
Generell war es für Gabalier eine Art Heimatabend, obwohl er erstmals in Italien spielte. Mehrmals erklärte er, wie gerne er selbst in seiner Jugend in Lignano war - besonders zu Pfingsten: „Heute heißt es ´Tutto Gas´, damals haben wir noch Springbreak dazu gesagt. Wir müssen uns wirklich bedanken, wie nett und gastfreundlich wir Österreicher hier immer aufgenommen werden, obwohl es hier und da Eskapaden gibt.“ Vor Ort war sogar eine Exfreundin Gabaliers aus Jugendtagen, die er immer wieder während des Konzerts direkt ansprach. Doch er deutete auch mehrmals nostalgische Erinnerungen an, der nahegelegene Campingplatz dürfte in der Jugend des Sängers wohl so einiges gesehen haben.
Schon im Backstage-Bereich vor dem Konzert glänzte Gabalier immer wieder mit italienischen Sätzen, begeisterte damit auch Tourismus-Stadtrat Massimo Brini, der als Vater und Motor des Events gilt. Schon 2020 hätte der Volks-Rock‘n‘Roller am Stand von Lignano auftreten sollen, dann machte die Pandemie dem Plan einen Strich durch die Rechnung. Brini, dem vor, während und nach dem Konzert die Freude ins Gesicht geschrieben war, erklärte: „Es ist ein doppeltes Geschenk für die Österreicher. Es gibt das Konzert und dazu jetzt noch tolles Wetter.“
Erste Trinkpause nach 15 Jahren Bühnenerfahrung
Auch Gabalier sprach auf der Bühne von der Sorge, dass das Konzert in Lignano ein Reinfall hätte werden können: „Man weiß bei so einer Premiere nie, ob dann wirklich jemand kommt. Umso mehr freut es mich von ganzem Herzen, dass das alles nun so aufgegangen ist.“ Dass es etwas Besonderes ist, zeigte auch seine laut eigenen Angaben „erste Trinkpause nach 15 Jahren Bühnenerfahrung.“ Trotzdem er diese eineinhalb Jahrzehnte, die nun seit seinem musikalischen Durchbruch vergangen sind, mehrmals auf der Bühne thematisierte, fühlte er sich durch die Kulisse am Strand an seine Anfangszeit zurückerinnert: Kein Wunder, am kommenden Samstag wird er wieder das Münchner Olympiastadion füllen. Da sind die Fanmassen in Lignano tatsächlicher familiärer.
„I sing a Liad für Lignano“
Beim Song „We salute you“ textete er kurzerhand die Zeile: „Wir machen Volks-Rock‘n‘Roll am Strand und das gehört genau so.“ Für Gabalier war es der erste derartige Auftritt auf einem Strand, das betonte er immer wieder: Von der „kleinsten, aber feinsten Beachparty des Jahres“ sprach er immer wieder. „I sing a Liad für Lignano“, intonierte der gebürtige Kärntner und mehr als 7000 Fans sangen mit ihm. Wie sehr Gabalier weiß, die Herzen seiner Fans zu erreichen, zeigte er erneut: Ein junges Mädchen, das in der ersten Reihe mit Mutter und Bruder dem Konzert lauschte, holte er kurzerhand auf die Bühne - und er lädt die drei mit Backstage-Karten zum nächstwöchigen Konzert im Münchner Olympiastadion ein.
„...auch, wenn man dafür geprügelt wird“
Mitunter wurde Gabalier aber auch (wieder) politisch: In der aktuellen Zeit sei es wichtig, in gewissen Fragen auch einmal ein Statement abzugeben - „auch, wenn man dafür geprügelt wird“, so der Sänger, der sich für die Unterstützung seiner treuen Fans, trotz „Gegenwinds“ von manch anderen, bedankte. „Ehrlich währt am längsten“, rief er in den Himmel von Lignano, frenetischer Jubel seiner Fans folgte und Gabalier stimmte das Lied „A Meinung haben“ an. Später scherzte er, dass man auch schunkeln sollte, wenn man die Person daneben eben nicht kennt: „Heute gibt es keine Hashtags“, erklärte er in Andeutung auf die Me-Too-Debatte.
Neuauflage und (kurze) Enttäuschung
Gabalier, der zuvor bereits „You Shook Me All Night Long“ von AC/DC und „Simply the Best“ von Tina Turner („ein Liebesgruß an dich, liebe Tina Turner, in den Himmel“) zum Besten gab, endete überraschend mit einem italienischen Song - was die Veranstalter besonders gefreut haben dürfte. Brini erklärte schon vor Konzertbeginn gegenüber der Kleinen Zeitung, dass man mit einer Neuauflage schon im übernächsten Jahr rechnet: „Und dann wollen wir 15.000 Zuseher hier haben“, erklärt er.
Eine Überraschung erlebten dann jedoch auch die zahlreich erschienen deutschen Fußballfans, die auf die angekündigte Übertragung „ihres“ Länderspiels warteten - und doch enttäuscht wurden, denn während die Partie gegen Schottland zwar vom großen Bildschirm flimmerte, war akustisch nur Partymusik zu hören. Viele Fans suchten daher bald um Aufnahme in den nahegelegenen Bars an. Und am Ende war ihr Abend bekanntlich auch in fußballerischer Hinsicht zufriedenstellend.