Ernst nehmen und helfen, aber keine Panik verbreiten. So lässt sich die Präsentation des Suchttätigkeitsberichtes des Landes am Donnerstag zusammenfassen. 23 Menschen sind im Vorjahr in Kärnten an den Folgen des Konsums illegaler Drogen verstorben, sieben mehr als im Jahr zuvor. „Eine leider österreichweite Entwicklung, die auch Kärnten trifft“, sagt Gesundheitsreferentin Landesrätin Beate Prettner (SPÖ). Ebenso wie die Tatsache, dass es immer mehr jüngere Tote gibt. Sind 2002 noch vier Verstorbene unter 25 Jahre gewesen, waren es im Vorjahr bereits sieben. „Der sehr risikoreiche Konsum illegaler Substanzen nimmt zu, auch die Experimentierfreudigkeit“, sagt Prettner. Und das nicht nur bei illegalen Substanzen, betont die Gesundheitsreferentin. „Das Suchtverhalten steigt in ganz Österreich, das gilt auch für den Nikotin- und Alkoholkonsum“, sagt Prettner.

Multiprofessionelle Hilfe

Primar Thomas Trabi, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Klagenfurt, betont „das Thema Sucht muss natürlich ernst genommen werden“, jedoch warnt der Mediziner vor Panikmache. „Die Anzahl der Jugendlichen, die konsumieren, entspricht nicht jener der Suchterkrankten“, sagt Trabi. Es gebe einen großen Teil, der nicht süchtig wird. Diese Menschen stünden im Berufsleben, ihr Konsum süchtig machender Substanzen sei völlig unproblematisch. „In unserem Fokus stehen die anderen, die, die tatsächlich erkranken“, sagt Trabi. Für diese braucht es allerdings eine „multiprofessionelle Behandlung, keine rein medizinische“, betont der Primar. Dazu gehören psychotherapeutische und pädagogische Hilfe, Sozialarbeit und vieles mehr. „Das Wichtigste ist aber die Motivation der Betroffenen. Es macht wenig Sinn, Menschen gegen ihren Willen zu behandeln“, sagt der Mediziner.

Um Suchtverhalten nicht entstehen zu lassen, setzt man noch stärker auf Prävention, Aufklärung und Beratung. Die Arbeit beginne bereits in der Volksschule, erklärt Eva Maria Adlmann von der Suchtprävention des Landes. Und sie umfasst Kinder, Jugendliche ebenso wie Erwachsene, darunter Erziehungsberechtigte und Pädagogen. Bei Elternabenden, Workshops und Fortbildungen soll sensibilisiert werden – durchaus mit Erfolg. „Im Vorjahr haben wir 20 Prozent der Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren erreichen können“, sagt Adlmann.

„Abwasserproben lügen nicht“

Die Quote entspricht einem anderen Richtwert: Jeder fünfte Jugendliche kommt in Kontakt mit Substanzen, die ihn abhängig machen, weiß Barbara Drobesch, in der Gesundheitsabteilung zuständig für Suchtkoordination, wie für die Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Landesstellen. „Abwasserproben lügen nicht. Ein Vergleich mit anderen Bundesländern beweise, dass das Thema illegaler Drogen in Kärnten eine relativ harmlose Geschichte ist, im Unterschied zum Alkohol“, sagt Drobesch. Der Umstand, dass die Anträge auf stationäre Drogen- und Alkoholentwöhnung deutlich steigen, zeige, dass die Hilfsangebote des Landes auch angenommen werden, so Drobesch.

Neben dem Ausbau des Therapieangebotes – um 800 auf rund 2500 Plätze in den vergangenen Jahren – setzt das Land auf Daten. „Seit 2015 wird jeder Todesfall im Zusammenhang mit illegalen Substanzen genau analysiert“, sagt Prettner. Mit den daraus gewonnenen Daten wolle man noch besser und schneller auf die Problematik reagieren können. Dafür braucht es Geld: Die Mittel für Prävention, Beratung und Betreuung wurden seit 2022 von 4,9 auf 6,6 Millionen Euro aufgestockt.

Team Kärnten bleibt skeptisch

Team Kärnten-Chef, Bürgermeister Gerhard Köfer ist dennoch skeptisch: „Fakt ist, dass wir im Suchtbereich in den vergangenen Jahren immer mehr Mittel einsetzen, gleichzeitig steigt die Zahl an Drogentoten allerdings dramatisch an. Daher müssen alle Projekte und Maßnahmen des Landes auf den Prüfstand gestellt werden.“ Köfer fordert „neue Wege in der Prävention“ sowie „hartes Durchgreifen gegen Drogendealer, eine Wurzel des Übels“.