Die Pilzmesser sind genauso geschärft wie die Sinne, denn ab Samstag und bis 30. September ist die Schonzeit für Eierschwammerl und Herrenpilze vorbei und die „Schwammerl-Tiger“ können im gesetzlichen Rahmen (siehe Infobox) wieder nach Herzenslust sammeln. Am Angebot sollte es nicht mangeln, weil sich bis zum Wochenende laut Wetterdienst Geosphere auch trockenes, wärmeres Wetter einstellen wird.

„Eierschwammerl, Herrenpilz, Parasol und Sonnensteinpilz sind schon da, wenn auch nicht in Massen“, sagt Pilzexpertin Evelin Delev vom Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten. Aus dem gesamten Bundesland habe sie schon Meldungen von Schwammerlsichtungen erhalten, Hotspots seien die Bezirke Spittal, St. Veit, die Saualpe, aber auch das Klagenfurter Kreuzbergl. „Positiv ist, dass der Boden nicht ausgetrocknet ist, es gibt viel Grundwasser, so müssen die Myzelien nicht tief hinunterwachsen“, so Delev. Was jetzt noch fehle, seien konstante Temperaturen von über 15 Grad in den Nächten. 18 Grad wären ideal.

Wird es ein gutes Pilzjahr? „Das kann man nicht vorhersagen. Wichtig wären sonnige Tage, dann Gewitter, um Tropennächte zu verhindern. Denn wenn es zu warm wird, ist der Pilzsommer rasch wieder vorbei“, erklärt Delev. Seit einigen Jahren beobachten sie und andere Experten aber eine Veränderung im Pilzwachstum, die sie auf den Klimawandel zurückführt. Denn die zunehmende Trockenheit wird langfristig das Leben im Waldboden verändern, wo sich der Fruchtkörper zeigt. Da sich die zweite Blüte der beliebten Eierschwammerl im Herbst immer weiter nach hinten verschiebt, habe sie beispielsweise im Vorjahr noch im Dezember in Kärnten Eierschwammerl und Herrenpilze gefunden. „Wir haben daher schon versucht, die gesetzliche Sammelerlaubnis um einen Monat zu verlängern, bisher vergeblich“, sagt Delev. Pilze wie Täublinge würden aufgrund des Klimas weniger. Der Milchbrätling andererseits schien auch zurückgedrängt worden zu sein, jetzt steige aber die Population.

Giftpilz macht sich breit

Dies trifft leider auch auf einen Giftpilz zu, der nach Kärnten eingeschleppt wurde: Sporen des Gartenriesenschirmlings werden mit Bäumen oder mit Erde aus den USA in unsere Gärten importiert. Der Pilz ähnelt dem Parasol in Form, Farbe und Größe, verfügt auch über dickes Fleisch. Delev hat einen Tipp: „Der Riesengartenschirmling hat keinen genatterten Stil, den hat nur der Parasol.“ Der Verzehr dieses Pilzes ist nicht tödlich, doch er ist bestrebt, den Körper schnellstmöglich zu verlassen und verursacht dadurch heftige Magen- und Darmbeschwerden. Ein prägnantes Kennzeichen seiner „Giftigkeit“ ist ein unangenehmer Geruch und Geschmack und beim Anschneiden verfärbt sich die Schnittstelle erst rötlich und wird dann grau.

Riesenschirmling
Riesenschirmling © Volker Froehlich/Adobe Stock