Ende Mai sind Kärntner in Slowenien nach einer Autopanne falschen Helfern in die Hände gefallen und von diesen um rund 1021 Euro erleichtert worden. Jetzt hat sich ein steirisches Ehepaar gemeldet, mit einem ähnlichen Fall, diesmal in Italien.

Die beiden (74 und 59 Jahre) waren am Muttertag, dem 12. Mai, auf der Rückfahrt, von einer zweimonatigen Italienreise. Rund 300 Meter nach dem Ende der Autobahn bei Gorizia platzte am Wohnmobil der rechte Hinterreifen. „Wir sind auf den Pannenstreifen gefahren, haben alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen und die Notrufnummer des ÖAMTC-Schutzbriefes angerufen“, erzählt die 59-jährige Frau. „Uns wurde vom ÖAMTC zugesagt, dass in 60 bis 90 Minuten ein von ihnen verständigter Abschleppdienst kommt.“

„Wachsame Augen der Carabinieri“

Statt der ÖAMTC-Partnerfirma kamen kurz später Carabinieri. Ihnen haben die Steirer mithilfe von Google-Übersetzer erklärt, dass sie bereits um Hilfe angerufen haben. Es folgte ein Auto der Straßenmeisterei, deren Mitarbeiter das havarierte Wohnmobil zusätzlich absicherten. Auch diese wurden von den Österreichern informiert, dass sie schon Hilfe erwarten. Nach 45 Minuten fuhr, gegen die Fahrtrichtung auf dem Pannenstreifen, ein Abschleppwagen vor. „Unter den wachsamen Augen der Carabinieri machte er unser Wohnmobil abschleppfertig. Wir waren sehr froh, dass wir nicht mehr in der Mittagshitze an der Straße stehen mussten“, sagt die Frau.

Der „Helfer“ wurde zwar von den Steirern nicht gerufen, brachte ihr Auto dann aber doch in eine besondere Werkstatt
Der „Helfer“ wurde zwar von den Steirern nicht gerufen, brachte ihr Auto dann aber doch in eine besondere Werkstatt © Privat

Nach rund 20 Kilometern Fahrt, vorbei an mehreren Werkstätten, landeten die Steirer bei einer Firma in der Ortschaft Villesse. „Ein Abschlepp- und Verschrottungsunternehmen in einem Industriegebiet neben der Autobahn.“ Dass man am Muttertag keine neuen Reifen bekäme, habe man verstanden, so die 59-Jährige. Nach einer Nacht im Wohnmobil meldeten sich die Urlauber, wie vereinbart, Montagfrüh im Firmenbüro. Dort wurde ihnen – ebenfalls mithilfe Google-Übersetzer – erklärt, dass sie 680 Euro fürs Abschleppen und 250 Euro für zwei neue Reifen zu zahlen hätten. Und das bis 11 Uhr und in bar. „Unser Hinweis auf den ÖAMTC-Schutzbrief war ihnen völlig egal. Das haben sie uns genauso gesagt“, erinnert sich die Frau.

Es folgten weitere Telefonate mit dem ÖAMTC. Erst dabei stellte sich heraus, dass diese Firma nicht ihr Partnerbetrieb des österreichischen Automobilklubs ist. „Wir hatten herausgefunden, dass die Straßenmeisterei diesen Abschleppdienst verständig hatte, obwohl sie wussten, dass wir auf einen anderen warten.“ Ein Vermittlungsversuch scheiterte und der ÖAMTC riet seinen Mitgliedern zu zahlen, da sie sonst möglicherweise nicht mehr ausreisen konnten.

„Wir fühlten uns völlig hilflos“

Doch jetzt war die Frist verstrichen, die Steirer mussten einen weiteren Tag „im Nirgendwo“ warten. Im Wohnmobil gab es keine Toilette und kein Wasser mehr. „Wir durften das WC der Abschleppfirma benutzen, aber es war komplett bedrohlich. Wir fühlten uns wie in einer Geiselhaft, völlig hilflos“, erzählt die 59-Jährige. Während sie warteten, fuhren „im Stundentakt Abschleppwagen mit Autos ohne sichtbare Schäden“ in den Innenhof der Firma. „Zu 99 Prozent hatten sie ausländische Kennzeichen.“

Am Dienstagnachmittag, ebenfalls erneut mit mehreren Stunden Verspätung und nachdem sie 680 Euro bezahlt hatten, wurden die Steirer vom Abschleppunternehmen zu einer Reifenfirma gebracht. Dort bekam ihr Wohnmobil zwei neue Reifen („um 250 Euro, ohne Rechnung“), um 22 Uhr war das Ehepaar dann endlich wieder daheim. Die Kosten für die Abschleppung hat, wie im Schutzbrief vorgesehen, letztlich der ÖAMTC übernommen.

Schwere Lungenentzündung

Ihre Reiselust lassen sich die beiden aber nicht nehmen: „Wir sind seit 30 Jahren in ganz Europa unterwegs, ohne Probleme. Auch die zwei Monate vor der Panne in Italien waren wunderbar. Wir lassen uns diese Freude nicht nehmen.“ Ehe es im Herbst nach Tirol und/oder Hamburg geht, muss der 74-Jährige allerdings erst ganz gesund werden: Beim Steirer wurde nach der Rückkehr eine schwere Lungenentzündung festgestellt. „Die Aufregung hat ihm und seinem Immunsystem sehr zugesetzt“, sagt seine Frau.