Von einer „Vergewaltigung von Kunst“ sprach der Kärntner Eventveranstalter Ingo Webernig am Dienstag im Gespräch mit der Kleinen Zeitung hinsichtlich der rassistischen Entstellung von Gigi D’Agostino Stimmungs- und Liebeslied „L’amour toujours“. Er warnte jedoch ausdrücklich vor einer Verbannung des Originalsongs (die Kleine Zeitung hat berichtet).
Antenne Kärnten mit eigener Version
Nur einen Tag später wurde genau das jedoch Realität: Das Lied stürmt die Charts, viele Radiostationen spielen es jedoch nicht mehr – so etwa Kronehit oder Ö 3, das „L’amour toujours“ schon länger nicht mehr im Programm hat. Einen gänzlich anderen Weg wählte Antenne Kärnten, wie die stellvertretende Programmchefin Pia Pipal erklärt: „Wir haben in unserer Morgenshow eine eigene Version gespielt, das sollte die richtige Antwort auf die Diskussion sein.“ In dieser Version heißt es: „Liebe und Respekt finden wir korrekt.“ Ein Zeichen gegen die rassistischen Parolen und für den eigentlichen Sinn des Songs.
Scheider: „Hoffentlich keine Nachahmer“
Indes schlägt die Causa weiter hohe Wellen, auch auf politischer Ebene. Vertreter von SPÖ und ÖVP haben sich am Dienstag noch zu Wort gemeldet, vonseiten der Freiheitlichen werde es dazu jedoch keine Stellungnahme geben. „Wir sehen keine Notwendigkeit für einen Kommentar dazu“, heißt es vonseiten des Pressesprechers Elmar Aichbichler.
Anders sieht dies Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider, er fürchtet Folgen für Zusammenleben und Außenwirkung: „Wir haben als Landeshauptstadt eine Drehscheibenfunktion, sind international stark vernetzt. Derartige Auswüchse sind fehl am Platz, da müssen wir uns von Anfang an dagegenstemmen.“ Man sei „Vorzeigestadt“ in Sachen Offenheit und Erinnerungskultur, daher müsse man die Vorfälle umso ernster nehmen: „Das kann schnell Wellen schlagen, hoffentlich gibt es keine Nachahmer.“ Scheider selbst bekomme wegen seiner Haltung dazu laut eigenen Aussagen bereits Gegenwind, er betont daher seine „differenzierte Einstellung“, wie er sagt: „Wir haben viele Ausländer hier, die teils auch schon lange in Klagenfurt leben, arbeiten und sich bestens integriert haben. Sie tragen zur Gesamtkraft der Stadt bei.“ Bei anderen sei er „natürlich für eine konsequente Linie“.
„Halber Preis für Ausländer“
Eine konsequente Linie, wenngleich auf ganz anderem Terrain, will Samuel Herault vertreten, er ist der Betreiber des „Fr!tz Clubs“ in Klagenfurt. Infolge der Videos will er ein klares Zeichen für Ausländer setzen: „Bei unserer Technoveranstaltung am Samstag zahlt jeder, der einen nichtösterreichischen Pass vorzeigen kann, nur den halben Eintrittspreis.“ Der Gastronom, der selbst deutscher Staatsbürger ist, erklärt: „Mir ist klar, dass mit diesem Gegröle nicht wir Deutsche gemeint sind, aber wo zieht man denn die Grenze? Es kann nicht sein, dass sich alle Firmen als unpolitisch titulieren, während es in Kärnten immer wieder rassistische Vorfälle gibt.“
Angst vor rechten Aktionen habe er keine große. Man müsse bei Rassismus konsequent dagegenstehen, erklärt er und hofft, dass sich weitere Nachtclubs anschließen: „Dann könnte die Aktion keine einmalige gewesen sein.“ Keinen überschwänglichen Unterstützer dafür wird Herault im Bürgermeister finden: „Ich bin gegen das gegenseitige Aufschaukeln, gegen das Polarisieren in dieser Debatte.“ Als Paradebeispiel nennt er das Public Viewing zur kommenden Fußball-EM, wo alle zu ihrem Land halten, sich aber gleichberechtigt treffen sollen.
Auch Gastronomie wehrt sich
Der Fachgruppenobmann der Kärntner Gastronomie, Stefan Sternad, hat sich am Mittwoch ebenfalls geäußert. Er betont, dass es besonders im Bereich der Abendlokale auch für die Gastronomen und ihr Personal keineswegs einfach sei, den schmalen Grat zwischen ausgelassener Stimmung und etwaigen Grenzüberschreitungen immer im Auge zu behalten. Sternad appelliert: „Ich halte es für eine gesellschaftliche Aufgabe, sich und anderen klarzumachen, dass solche rassistischen Ausfälligkeiten keine Kavaliersdelikte sind, sondern klare Verstöße gegen die Rechtsordnung“, so der Fachgruppenobmann der Kärntner Gastronomie, der sich betont dagegen verwehrt, „wieder einmal die Gastronomie für gesellschaftliche Fehlentwicklungen in die Pflicht zu nehmen“.