Werden die Züge auf der Wörthersee-Bahnstrecke tatsächlich leiser oder stimmen Zahlen bei den ÖBB-Messstellen nicht? Der vierte Messbericht zur im Herbst 2020 von den ÖBB und dem Land Kärnten in Betrieb genommenen Messstelle an der Bahnstrecke in Velden liegt jedenfalls vor, Fazit: Im Vergleich zu 2020 sei der Schall-Beurteilungspegel Nacht um drei Dezibel (dB) sowie der durchschnittliche Vorbeifahrtspegel von Güterzügen um 2,7 dB gesunken. Der vierte Messbericht zur im Herbst 2020 von den ÖBB und dem Land Kärnten in Betrieb genommenen Messstelle an der Bahnstrecke in Velden liegt jedenfalls vor: Ziel der Messstelle ist es, die Wirksamkeit der laufenden Maßnahmen zur Reduktion von Schall-Emissionen der Bahn am Wörthersee zu dokumentieren. Im Vergleich zu 2020 sei der Schall-Beurteilungspegel Nacht um 3 Dezibel (dB) sowie der durchschnittliche Vorbeifahrtspegel von Güterzügen um 2,7 dB gesunken, so die ÖBB in einer Aussendung. Der Beurteilungspegel stellt eine Schall-Immission dar und gilt als Maß für die Belästigung und bezieht sich auf Anzahl, Dauer und Höhe aller Vorbeifahrtsgeräusche über einen definierten Zeitraum. „Die Vorbeifahrtspegel einzelner Züge sind somit 2023 weiter gesunken. Aufgrund einer Zunahme an Güterzugs-Fahrten ist der für die Analyse der Belästigung von Anrainer:innen besonders relevante Beurteilungspegel gleich geblieben“, führt die Bahn aus.

Das Projekt wird von externen Experten, dem Ziviltechnikerbüro Christian Kirisits, sowie einem Fachexperten der ÖBB-Infrastruktur AG wissenschaftlich begleitet und betreut. Einmal im Jahr wird ein wissenschaftlicher Bericht über die Ergebnisse veröffentlicht. Die Messberichte sind im Internet unter infrastruktur.oebb.at/woerthersee abrufbar. Die Messungen ermitteln Vorbeifahrtspegel, Geschwindigkeit, Dauer und Fahrzeugdaten jeder Zugvorbeifahrt. „Damit sind Aussagen zur Schall-Emission von Güterzügen möglich. Um eine Beurteilungsgröße für die Belästigung durch Schienenverkehr zu erhalten, werden alle Vorbeifahrten berücksichtigt und die Schall-Immissionen als Beurteilungspegel dargestellt“, erklärt Christian Kirisits.

„Es ist doppelt so laut“

In einer Reaktion auf diese Aussendung hält die Initiative „Stop Bahnlärm“, die von einem „irreführenden Bericht“ spricht, fest: „Der Kärntner Bahnlärm ist und bleibt in der Praxis extrem laut und daran ändern auch ÖBB-Gutachten über theoretische 80 km/h-Lärmwerte nichts. Tatsächlich fahren die Güterzüge in der Nacht mit 100 km/h, Schnellzüge fahren mit 130 km und damit viel schneller als 80 km/h. Der tatsächliche Bahnlärm an den Messstellen ist also wesentlich höher bzw. ca. doppelt so hoch.“ Die stündlichen Lärm-Durchschnittswerte würden nicht die Spitzenwerte der Züge darstellen. Diese seien ebenfalls doppelt so hoch. „Hinzu kommt, dass sich die Messstellen an einem optimalen, geraden Streckenabschnitt mit den besten Lärmwerten der gesamten Strecke befinden. Bei vielen anderen Stellen wie Kurven, Weichen, Bahnübergängen, Brücken und Strecken ohne Lärmschutzwände sind die Lärmwerte wesentlich höher“, so die Initiativen von Klagenfurt, Krumpendorf, Pörtschach, Wernberg, Villach und Fürnitz.