Den Venezianern reicht es! Sie haben jetzt den Taschendiebbanden den Kampf angesagt. Unter dem Namen „Cittadini non distratti“ (Nicht zerstreute Bürger) bildeten mehrere Bewohner von Venedig einen eigenen Bürgerverband. Und dieser will den mutmaßlichen Dieben jetzt mit einer ungewöhnlichen Methode das Handwerk legen. Sie stellen Personen, die ihrer Meinung nach für eine Vielzahl von Diebstählen verantwortlich sein sollen, öffentlich an den Pranger. Am Eingang zum Hauptbahnhof Santa Lucia hängten sie ein Plakat auf, auf dem die Fotos von 90 der mutmaßlichen Taschendiebe zu sehen sind.
Banden setzen Kinder ein
Der Verband warnt außerdem vor Dieben, die als Touristen verkleidet unterwegs seien und zumeist in Gruppen agieren würden. Blitzschnell entwenden sie Geldbeutel aus Handtaschen oder Rucksäcken. Oft würden diese Banden sogar Kinder unter 14 Jahren einsetzen, die nicht strafbar sind, beklagt der Bürgerverband. „Die Situation ist völlig außer Kontrolle. Wir fragen uns, wo die Institutionen sind. Die Rechte der Kinder werden vollkommen verletzt“, sagt Lokalpolitikerin Monica Poli.
200.000 Euro Beute
Erst vor Kurzem hat die Polizei von Venedig bei einer mutmaßlichen Taschendiebin 200.000 Euro sichergestellt. Die Verdächtige besaß Grundstücke und ein Haus, obwohl sie nie legale Einkünfte angemeldet hatte. Sie soll das Geld seit 2017 mithilfe einer Reihe von Straftaten angehäuft haben. Laut Polizei hatte sie mindestens 17 Mal mit Tricks – wie Umarmungen oder Gruppenablenkung – Passanten bestohlen. Meist haben es die Diebe auf Bargeld, Schmuck, teure Uhren oder andere Luxusartikel abgesehen.