Es ist die wohl umstrittenste Party „Österreichs“, die gar nicht im Inland gefeiert wird: Pfingsten in Lignano, das ist seit Jahrzehnten für viele heimische Partytiger ein Fixtermin im Kalender. Es gibt jedoch auch Kritik, Einheimische in Lignano fürchten mitunter um das Image der Stadt, Österreicher wiederum schämen sich dafür, wie sich ihre Landsleute im Lieblingsurlaubsland benehmen. Denn tatsächlich kam es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Eskapaden.
Kärntner Polizei spielt „Mama“ in Lignano
Aus diesem Grund setzt man von italienischer Seite bereits seit vergangenem Jahr auf strengere Richtlinien. So wird die Musik überall bereits um 1 Uhr leiser gemacht und um 2 Uhr generell abgedreht. Auch ein Alkoholverbot gibt es ab Mitternacht, wie auch ein Glas- und Dosenverbot. Der Strand ist von 1 bis 6 Uhr gesperrt. Unterstützung bekommt die italienische Polizei seit einigen Jahren auch aus dem Heimatland der meisten Feierwütigen, in diesem Jahr sind zwei Polizisten aus Kärnten vor Ort.
Einer von ihnen ist Martin Macor, der bereits das fünfte Mal in Lignano im Einsatz ist: „Im Zentrum steht die Übersetzungsarbeit, oft können wir Missverständnisse zwischen deutschsprachigen Gästen und der italienischen Polizei aufklären. Wir spielen für die Österreicher nicht selten aber auch die Mutterrolle, wir haben wieder einige verlorene Handys an die Besitzer zurückgeben können und bei der Suche nach dem Weg zurück zum Hotel geholfen.“
In der ersten Nacht gab es eine Anzeige wegen Körperverletzung und ein Drogendelikt, doch das liegt auch an der italienischen Polizei: „Hätten sie vier Augen, würden sie alle vier gleichzeitig zudrücken.“ Das bestätigen auch die Gäste vor Ort – so soll etwa das neue „Bikini-Verbot“, wonach man nur in Bikini oder Badehose bekleidet nicht mehr außerhalb von Strand und Promenade unterwegs sein dürfe, nicht exekutiert werden.
Kein Image-Schaden befürchtet
Rund 90.000 Buchungen sind in Lignano verzeichnet worden, ein Drittel davon ist dem „Party-Volk“ zuzurechnen. Einen etwaigen Image-Schaden befürchtete der Tourismus-Stadtrat von Lignano, Massimo Brini, im Vorfeld nicht: „Wir sind nicht allzu besorgt, dass die Pfingstfeierlichkeiten dem Image von Lignano schaden. Unsere Gäste kennen die Stadt gut und wissen, wie sehr wir darauf achten, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und diese auch aufrechtzuerhalten.“
Party startete am Samstag so richtig
Nach einem noch eher schaumgebremsten Freitag – viele dürften von den Unwettern im Friaul am Donnerstag abgeschreckt gewesen sein – lief die Party in Lignano am Samstag so richtig an: Der Strand am Abschnitt 12 war voll mit Tausenden von Feiernden. Der Großteil von ihnen lag auf Handtüchern in der Sonne und schaute dem Treiben zu, viele andere spielten Fuß- oder Beachvolleyball auf den Sandbänken im Wasser. Nur eine Minderheit gab sich so exzessiv dem Alkohol hin, dass sie stark alkoholisiert waren – einige mussten von Freunden weggetragen werden.
Das sollte sich allerdings bis zum Abend auswirken, denn die Situation präsentierte sich für die Polizei dort anders als noch am Freitagabend: „Es war sehr viel los, es gab für die italienische Polizei sehr viele Einsätze - von Ordnungsstörungen bis zu Drogendelikten. Wir sind wirklich gefordert, dass die Situation hier jetzt am Platz ruhig bleibt“, erklärte Macor gegen Mitternacht.
Weiterer Höhepunkt am Sonntag
Für ihn folgt in der Nacht auf Montag noch ein weiterer Nachtdienst, der sich diesen Namen wirklich verdient haben: „In der ersten Nacht haben die Leute bis nach 4 Uhr gefeiert. Mit solchen Massen hat man am ersten Abend nicht gerechnet – und es wird nicht weniger.“ In der Nacht auf Sonntag drohte die Innenstadt aus allen Nähten zu platzen. Am heutigen Sonntag ist mit einem zweiten Höhepunkt zu rechnen, das Wetter dürfte überraschend gut mitspielen. Bis Montag dürften also noch lautstark STS und der „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ durch die Gassen von Lignano hallen.