Mit einer Drehleiter rückte die Berufsfeuerwehr Klagenfurt am Donnerstag zu jenem Wohnblock in Klagenfurt aus, wo am Dienstag mehrere Spechtlöcher in der Fassade verschlossen worden waren. Obwohl sich junge Stare darin befinden würden, so der Vorwurf. Bei der behördlich angeordneten Öffnung der Löcher bestätigte sich der traurige Verdacht: aus einem Loch wurden vier tote Jungvögel geborgen, aus einem weiteren Loch ein Ei. Für die Feuerwehrleute sei es „herzzerreißend gewesen, alle sind sehr betroffen“, schildert deren Sprecher Wolfgang Germ.

Vor Ort war auch Michaela Dworak von der Vogelhilfe Kärnten. Auch sie zeigt sich fassungslos: „Ich habe gehofft, dass die Jungvögel noch leben, weil die Elternvögel das Loch am Donnerstag auch noch angeflogen sind.“ Die Vögel sollen kurz vor dem Ausflug gestanden sein, so die Vogelschützerin. Dworak habe einen der toten Vögel für die Beweissicherung in die Pathologie gebracht. Die Untersuchung soll Aufschluss über die genaue Todesursache geben. Die Vögel dürften, so Dworak, wohl verhungert sein, denn in der Höhle dürfte genug Luft gewesen sein. Zum Teil sollen die geöffneten Löcher weit in die Fassade gereicht haben. In einem Fall sei die Höhle ums Eck gegangen. Aus einem weiteren geöffneten Loch soll, so Dworak, Verwesungsgeruch entwichen sein. Junge konnten in dem langen Gang nicht ausfindig gemacht werden.

In einem anderen Nest befand sich ein Ei
In einem anderen Nest befand sich ein Ei © Berufsfeuerwehr Klagenfurt

Vorwürfe ursprünglich dementiert

Am Mittwoch hieß es vom Gebäudeeigentümer, dem Kärntner Siedlungswerk, auf Anfrage, dass es seitens der beauftragten Firma eine gründliche Überprüfung gegeben habe und kein Loch verschlossen wurde, in dem sich ein Vogel befindet. Auch der beauftragte Unternehmer wies den Vorwurf von sich: „Niemand verschließt ein Loch, in dem Vögel sind“, sagte der Mann gegenüber der Kleinen Zeitung.

Beim Siedlungswerk zeigt man sich ebenfalls betroffen. Der Auftrag sei bereits Mitte Februar an eine Fachfirma erteilt worden. Diese kenne sich mit dem Verschließen von Spechtlöchern und der Vogelschutzthematik aus, heißt es. Man vertraue den Firmen, dass diese sorgfältig den Auftrag ausführen. Die Spechtlöcher müssten aus thermischen und optischen Gründen verschlossen werden. „Ich bin selbst enttäuscht von meinen Mitarbeitern“, sagte der beauftragte Unternehmer am Freitag gegenüber der Kleinen Zeitung. Weiter wollte er sich dazu nicht äußern, nur, dass es sich um langjährige Mitarbeiter handle.

Die Stadtkommunikation des Magistrats Klagenfurt bestätigt, dass die Behörde die Öffnung der verschlossenen Löcher veranlasst hatte und dass vier tote Jungvögel gefunden wurden. Gegen die ausführende Firma wird nun ein Strafverfahren eingeleitet.

Bei diesem Wohnblock fand der Einsatz statt
Bei diesem Wohnblock fand der Einsatz statt © Berufsfeuerwehr Klagenfurt

Andreas Kleewein, Geschäftsführer von Birdlife Kärnten, spricht von einem Präzedenzfall: „So etwas passiert öfters, es darf keine Schule machen.“ Bei Staren handelt es sich laut der Kärntner Tierartenschutzverordnung um eine vollkommen geschützte Tierart. Das Stören und Zerstören eines Brutplatzes ist während der Brutzeit verboten.

Zu Wort meldete sich in dieser Causa auch der Klagenfurter Feuerwehrreferent, Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten). „Es zeigt, wie wichtig es ist, dass die Berufsfeuerwehr für Tierrettungen ausgerüstet ist.“ Etliche Tierrettungen werden jährlich von den Feuerwehrleuten durchgeführt. Erst am Donnerstagvormittag retteten Feuerwehrleute ein Rehkitz aus einem schmalen Spalt im Boden. Scheider werde den Vorfall mit den Staren auch zum Anlass nehmen, über das Wohnbaureferat für eine Sensibilisierung auf dieses Thema zu sorgen.

Die Elternvögel sollen sich übrigens während des Feuerwehreinsatzes, so Dworak, auf der Dachrinne des Mehrparteienhauses aufgehalten haben.