Wer dieser Tage den Begriff „Tutto Gas“ bei Suchmaschinen eingibt, findet unzählige Berichte über Party-Eskalationen in Lignano. Schon seit Jahrzehnten fahren Feierlaunige aus Österreich am Pfingstwochenende zum italienischen Badeort. Diese inoffizielle Veranstaltung ist stetig gewachsen, heuer werden 90.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Angefangen hat alles allerdings ganz anders. Als eine Gruppe von Freunden in den 90er Jahren auf Urlaub fuhr, ahnte wohl niemand, dass eine Tradition entstehen sollte.
Sozusagen ein Zeitzeuge und Mitbegründer eines der ersten „Tutto Gas“-Wochenenden ist der Kärntner Michael Promberger, der sich noch gut daran erinnert: „Ein paar Villacher und Klagenfurter sind runter nach Lignano gefahren, um zu feiern.“ Zentrum des Urlaubswochenendes war die Aurora-Bar. Die Gruppe hat getrunken, Rugby am Strand gespielt und gemeinsam gefeiert.
Kein einmaliges Vergnügen
Es sollte kein einmaliges Vergnügen bleiben. Fortan fuhr man jährlich nach Lignano, um den „Spring Break“ zu wiederholen, die Gruppe weitete sich aus. Unter den Feiernden waren auch einige bekannte Gesichter der heimischen Sportszene. „Und es waren viele Studenten aus Graz und Klagenfurt dabei. Ich hatte damals schon eine Digitalkamera und habe angefangen, zu fotografieren“, erzählt Promberger. Die Veranstaltung wuchs weiter.
Zugegeben: Wann genau sich das erste Feierwochenende abgespielt hat, lässt sich nicht vollständig rekonstruieren. Fakt ist: Ende der 90er-Jahre ließ er sich die Domain „tuttogas.com“ sichern, wo er diese besonderen Feiermomente auch online festhielt. Die Bilder der Spaßwochenenden wurden unzählige Male angeklickt - nicht nur von jenen, die tatsächlich dort waren und der Begriff „Tutto Gas“ etablierte sich: „Ich habe das damals einfach aufgeschnappt.“ Der Rest ist Geschichte.
Heute reisen Menschen aus ganz Österreich zu Pfingsten nach Lignano, um Vollgas zu geben. Dabei kommt es durchaus auch zu Polizeieinsätzen. „Stören oder anpöbeln, das haben wir damals nicht gemacht“, sagt Promberger, der bis 2010 jedes Jahr Pfingsten in Lignano verbracht hat. Dem italienischen Badeort ist der nunmehr 47-Jährige bis heute treu geblieben - allerdings an anderen Wochenenden.
Zeitgeist änderte sich
Was bleibt, sind jede Menge großartige Erinnerungen - und auch „tuttogas.com“ ist nach wie vor aufrufbar. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Seite zunächst zu einer Eventfoto-Plattform - ein Pionier-Projekt in der damaligen Zeit. Nach und nach nahm Promberger die Bilder allerdings wieder offline. Der Zeitgeist hatte sich geändert: „Die Leute haben inzwischen alle gute Jobs, da will keiner Fotos von sich halbnackt in der Aurorabar im Internet sehen.“
Was man heute auf „tuttogas.com“ sieht? Die Antwort gibt es auf der Website selbst: „Bilder gibts aktuell keine, aber dafür richtig geile Mucke. Viel Spaß!“