Italienische Medien bezeichnen das, was am Pfingstwochenende in Lignano vor sich geht, gerne als „Invasion“. Schon seit Jahren ist es Tradition, dass feierwütige Österreicherinnen und Österreicher das verlängerte Wochenende dazu nutzen, um nach Lignano zu pilgern und Gas zu geben. „Tutto Gas“, um genau zu sein.

Festnahmen wegen Trunkenheit, Schlägereien und öffentlicher Entblößungen sorgten immer wieder für Schlagzeilen. Wobei stets betont wurde: Es handelt sich dabei um schwarze Schafe, ein Großteil der Feiernden bleibt friedlich. Dennoch haben italienische Hotel- und Lokalbesitzer über die Jahre gelernt, wie sie sich am besten für den Ansturm wappnen.

Trockene Brunnen und Leuchtreklame

So werden die beiden ikonischen Springbrunnen in der Einkaufsmeile trockengelegt, um Schaumpartys zu vermeiden, in der Regel sind die Reinigungstrupps zu Pfingsten rund um die Uhr unterwegs, um Spuren wilder Partys noch vor Tageseinbruch zu beseitigen. Und: In den vergangenen Jahren appellierte eine Leuchtreklame an die Feiernden, Lignano zu respektieren. Weil gutes Zureden allerdings nicht immer genug ist, gelten auch klare Regeln. Bereits im Februar hatte die Stadt mit den Absprachen bezüglich des Aktionsplans für heuer begonnen.

Ein Ergebnis des Sicherheitsgipfels unter dem Vorsitz des Präfekten von Udine, Domenico Lione, vor wenigen Tagen lautet: Mehr Polizeikräfte sowie private Securitymitarbeiter sollen zu Pfingsten eingesetzt werden. Und sie werden noch strenger einschreiten als bisher. Bereits im Vorjahr gab es verschärfte Vorschriften. Dazu zählten etwa frühere Sperrstunden, Wassermelonen-, Flaschen- und Glasverbot oder nächtliche Strandsperren. Das hätte sich bewährt, so die Verantwortlichen. Es werde alles getan, um auch in diesem Jahr wieder einen geordneten Ablauf und die größtmögliche Sicherheit für die Urlauber zu gewährleisten.

In der Vergangenheit erhielten die italienischen Carabinieri tatkräftige Unterstützung von der Kärntner Polizei. Und das wird auch dieses Jahr wieder der Fall sein. „Die Zusammenarbeit mit den italienischen Kollegen hat sich bewährt und wird heuer fortgeführt“, sagt Polizeisprecher Mario Nemetz. Das Prozedere ist immer dasselbe: Die Italiener fordern Unterstützung aus Österreich beim Bundesministerium für Inneres an. Von dort gab es am Freitag das Okay. Zwei Kärntner Polizisten werden vom 16. bis 20. Mai in Lignano im Dienst sein. Ihre Hauptaufgaben sind Deeskalation und Übersetzungsarbeiten. Einer von ihnen ist Martin Macor. Er ist in der Vergangenheit schon öfter nach Lignano ausgerückt. Damals erklärte er der Kleinen Zeitung: „Die Polizei versteht, dass die Leute Party machen wollen, aber wenn ein gewisser Punkt überschritten wird, kann das teuer werden.“

Kein Kavaliersdelikt

Bei extremer Trunkenheit oder Entblößung der Geschlechtsorgane in der Öffentlichkeit kennen seine italienischen Kollegen kein Pardon. Immer wieder hatten Partygäste in der Vergangenheit an öffentlichen Plätzen uriniert – und das sei kein Kavaliersdelikt. „In Italien ist das ein Gerichtsdelikt“, informierte Macor damals. Unabhängig von Pfingsten hat Lignano in diesem Jahr noch mit einem weiteren Verbot aufhorchen lassen: der Anti-Bikini-Verordnung. Demnach müssen Touristinnen und Touristen abseits des Strandes und der Promenade über Bikini oder Badehose reguläre Kleidung wie zum Beispiel Shorts und T-Shirt oder ein Kleid tragen.

„Generalprobe“

Schon am vergangenen Wochenende rund um Christi Himmelfahrt war im Badeort an der Adria einiges los. Zufrieden mit der Buchungslage zeigte sich etwa Touristiker Mario Andretta. Er sei zuversichtlich, dass sich die Saison zufriedenstellend entwickeln werde, sagte er gegenüber „rainews.it“. Die Auslastung lag bei rund 70 Prozent. Im Hotel von Pierfrancesco Bocus entfällt der Großteil der Buchungen, nämlich rund 80 Prozent, auf Österreicher.