Einen Roboter als Turnlehrer – das erlebten Schülerinnen und Schüler der Volksschule St. Martin in Villach am Dienstag, als „Digitalisierungsbotschafter“ Elias dort zu Gast war. Der humanoide Roboter ist sowohl in Aussehen als auch Fähigkeiten einem Menschen nachempfunden, er kann sprechen, sehen, sich Dinge merken, gehen und diente den Kindern erstmalig als Vorturner.
Roboter beeindruckte
Die Reaktionen der Schüler bewegten sich im ersten Moment zwischen Begeisterung und Neugier, schnell bauten sie jegliche Berührungsängste gegenüber dem Roboter ab – was auch für Elias zu viel zu sein schien: Vereinzelt geriet er ins Stolpern, stürzte zu Boden oder wusste nicht mehr, wohin er eigentlich gehen sollte. Gernot Opriessnig, Digitalisierungsbeauftragter der Bildungsdirektion Kärnten und quasi der „Vater“ von Elias, erklärt, dass eine solch große Kindergruppe eine Überforderung darstellen könne: „Dafür ist er eigentlich nicht gemacht, bei kleineren Gruppen funktioniert er viel besser.“
Es würde laut ihm zwar auch in einer großen Schulklasse funktionieren, jedoch müsste man hierfür im besten Falle die Sensorik deaktivieren: „Aber das wäre schade, denn gerade diese lässt ihn so menschlich wirken. Kinder freuen sich, wenn ihnen aktiv zugezwinkert wird und sie im richtigen Moment begrüßt werden.“ Tatsächlich zeigte sich Elias beim Schulbesuch überschwänglich freundlich und kam zwischenzeitlich kaum zum Trainieren, weil er auf alle Kinder persönlich zuging und sie fragte, ob sie denn nicht mit ihm spazieren gehen möchten.
Einsätze auch in anderen Bereichen
Bildungslandesrat Daniel Fellner zog über den ersten Schul-Auftritt des Roboters ein positives Resümee: „Durch den Einsatz von Elias lässt sich gleichzeitig eine lustige und anspruchsvolle Turnstunde gestalten und die Begeisterung der Kinder für Technik fördern.“ Er zeigte sich besonders von den Reaktionen der Schüler erfreut: „Wir wollten hier spielerisch demonstrieren, was heutzutage mit der Robotik und Technik schon alles möglich ist. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Wenn Elias etwas vorgezeigt hat, war alles ruhig. Die Schüler waren sichtlich fasziniert.“
Künftig soll Elias vermehrt eingesetzt werden. Schon jetzt sei der Roboter etwa auch in der HTL im Bereich der Informatik oder in der Medizintechnik im Einsatz. Man dürfe, so Fellner, Digitalisierung und Fortschritt in keinen Schulstufen und -fächern außen vor lassen, vielmehr müssten diese Bereiche Schritt für Schritt integriert werden. Ob es mehrere Roboter für Kärntens Schulen geben wird, ist laut dem Landesrat zwar noch nicht klar, aber die Richtung scheint vorgegeben: „Wir wollen mit Elias raus zu den Schulen gehen, Digitalisierung ansprechen sowie dessen Chancen und auch Gefahren klarmachen.“
„Akzeptanz ist grundlegend“
Ins selbe Horn stößt auch Bildungsdirektorin Penz: „Unser Ziel ist es, dass die Kinder bereits in der Volksschule mit künstlicher Intelligenz und Robotik in Kontakt treten – hier hilft Elias, er könnte sein Potenzial insbesondere auch im Bereich der Inklusion und Integration entfalten.“ Man habe gesehen, dass die Kinder von Elias begeistert sind: „Es ist schon besonders, wenn hier ein kleiner Roboter vor ihnen steht und mit ihnen interagiert.“ Penz erklärt, dass insbesondere die Akzeptanz grundlegend für die Einführung digitaler Technologien im Schulbereich sei: „Das menschliche Verhalten von Elias kann hier dabei helfen, Hemmungen abzubauen und die Motivation bei technikfernen Personengruppen zu steigen.“
Einen Lehrer ersetzen soll Elias laut Opriessnig zwar nicht, doch „in gewissen Bereichen können sich Lehrkräfte sicher durch ihn assistieren lassen.“ So könne ein Turnlehrer etwa das Ausbessern eines falschen Bewegungsablaufs bei einem Kind an den Roboter auslagern, während mit den restlichen Kindern die allgemeine Turnstunde von der Lehrkraft fortgeführt wird. Opriessnig betonte allerdings, dass der genaue Weg noch einigermaßen in den Sternen steht: „Die Zukunft ist glücklicherweise noch nicht geschrieben. Inwieweit so ein Roboter das System Schule ändern kann, wird die Zeit zeigen.“