„Wer bist denn du?“, fragt eine Schülerin des Gymnasiums Tanzenberg durch die Fensterscheibe. Im Hintergrund hört man ihre aufgeregten Kollegen. Draußen am Fensterbrett sitzt ein Waldrapp mit zerzaustem Federkleid. Er krächzt, klopft ans Fenster und scheint mit dem Mädchen zu kommunizieren. Der gänsegroße Vogel war gar nicht scheu, ließ sich fotografieren und filmen, ein Video wurde bei Klagenfurt_Elite auf Instagram gepostet.
Waldrappe zählen zu den Ibisvögeln. Sie wurden einst gejagt, verspeist und damit nahezu ausgerottet. Seit mehr als 20 Jahren versucht das Waldrapp-Team, den seltenen Vogel wieder heimisch zu machen. Dafür arbeitet man auch mit dem Tierpark Rosegg zusammen. Der Biologe Johannes Fritz hat das Waldrappteam 2002 gegründet und ist seither federführend in den Bemühungen um die Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa. Er glaubt nicht, dass der Waldrapp mit der Schülerin kommunizieren wollte.
„Die Vögel sind derzeit in Brutstimmung. Er interagiert wohl eher mit seinem Spiegelbild und sieht da entweder einen potenziellen Paarungspartner oder einen Konkurrenten“, so Fritz. Waldrappen seien gewöhnlich scheue Tiere, inzwischen seien aber manche Vögel zahm und lassen sich von Menschen nicht mehr abschrecken.
Der ungewöhnliche Besucher beim BG Tanzenberg könne durchaus der freifliegenden Kolonie des Tierpark Rosegg angehören. „Diese Tiere bleiben vor Ort. Der Waldrapp kann aber auch aus der Toskana nach Kärnten gekommen sein“, so Fritz. Auf Fensterbänken scheinen sich Waldrappe übrigens gerne auszuruhen: Erst Mitte März filmte ein Mann aus Lienz den Besuch eines solchen Vogels auf dem Fensterbrett seines Schlafzimmers im 5. Stock eines Mehrparteienhauses.