Berge, die „verschwinden“, getrübte Sicht und ein diesig-gelblicher Staub, der zur Erde fällt - Saharastaub sorgte letztes Wochenende in Kärnten und Osttirol für ungewöhnliche Phänomene. Die milde Südströmung bringt in den nächsten Tagen wieder Wüstensand nach Europa. „Nach aktuellem Stand der Prognose wird das aber nicht mehr so stark ausfallen“, sagt Nikolas Zimmermann vom Wetterdienst Ubimet. Die höchsten Konzentrationen der Staubwolke ziehen über Spanien, Frankreich und Deutschland. Laut dem Meteorologen wird sich der Saharastaub erst Dienstagabend verziehen, wenn sich eine Kaltfront nähert.

Doch nicht nur bei Meteorologen, auch bei Verschwörungsideologen ist der gelbliche oder rötliche Staub immer wieder Thema. Die These: Es könne sich gar nicht um Sand aus der Sahara handeln, schließlich seien die Partikel magnetisch. Und tatsächlich: Zahlreiche Internetvideos zeigen, wie Ablagerungen auf einen Magneten reagieren und daran hängen bleiben. In bestimmten Kreisen werden daher Verbindungen zu anderen angeblichen Wettermanipulationen wie Chemtrails hergestellt. Hinter dem Begriff Chemtrails (eine Kombination der englischen Wörter „chemicals“ – Chemikalien – und „contrails“ – Kondensstreifen) steckt die Verschwörungstheorie, dass von Flugzeugen verursachte Kondensstreifen am Himmel in Wahrheit Chemikalien seien. Als Motiv für Chemtrails werden je nach Absender unter anderem Geoengineering, eine gezielte Bevölkerungsreduktion, militärische Zwecke oder das Ausbringen von Impfstoffen genannt.

Eisenoxid

„Am Saharastaub ist überhaupt nichts Negatives, je nach Windrichtung kann er bis zum Amazonasbecken gelangen und steigert eigentlich die Fruchtbarkeit der Böden“, sagt indes Hans Peter Schönlaub. Der Kärntner ist Geologe und Paläontologe, war von 1993 bis 2009 Direktor der Geologischen Bundesanstalt in Wien. Saharastaub enthalte Hundertstelmillimeter kleine Teilchen, Quarzkörner sowie Feldspatkörner. „Und in geringen Mengen wird auch Eisenoxid mittransportiert“, so Schönlaub. Und Eisen ist bekanntlich magnetisch. Wie groß der Anteil der Eisenpartikel ist, hängt auch vom genauen Herkunftsgebiet des Staubs ab.