„Willst du jetzt Numismatiker werden?“, das war die erste Reaktion von Dietmar Messner, Burgherr der Burgruine Liebenfels, als ein Freund ihm Fotos von unzähligen Münzen sendete. „Ich kannte mich nicht aus und er meinte nur, dass der ganze Boden in seinem Wald blitzt.“ Er war gerade dabei, seinen Wald zu roden und neu aufzuforsten, als plötzlich überall Münzen aus dem 16. Jahrhundert heraus glänzten. Das ist nun ziemlich genau zwei Jahre her – es war der Beginn einer skurrilen wie abenteuerlichen Reise, die aber bis heute geheim gehalten wurde.
Der Fund wurde damals dem Bundesdenkmalamt gemeldet, dieses steckte das Gebiet ab und die Suche begann. Weitere Artefakte wurden gefunden, insgesamt sind es rund knapp 2000 Münzen. Wegen Wetterkapriolen und weil der Grundbesitzer zuvor mit der Schubraupe über das Gelände gefahren war, war der Schatz auf einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern verteilt. Zur näheren Untersuchung wurden die Fundstücke dann dem Institut für Numismatik an der Uni Wien übergeben.
Experten stehen vor Rätsel
Dort dann die große Überraschung: „Sie meinten, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Sie kannten zwar die einzelnen Prägebilder, aber nicht in dieser Kombination. Darüber hinaus gab es auch beim Gewicht Abweichungen“, schildert Messner. Bald war klar, dass es sich um Fälschungen handelt, was den Fund allerdings nicht minder besonders macht: „Es sind zeitgenössische Fälschungen aus dem 16. Jahrhundert, die noch dazu eine enorme Qualität aufweisen. Die Numismatiker meinten, dass solch eine gute Fälschung damals wohl bei fast jedem als Original durchgegangen wäre.“ Dass trotzdem eine solche Menge an ein und demselben Platz vergraben wurde, ist äußerst ungewöhnlich.
Was hinter dem mysteriösen Fund steckt, gibt Experten auch heute noch Rätsel auf. Burgherr Messner spekuliert: „Niemand hatte damals so viel Geld einfach so mit sich – kein normaler Händler, schon gar kein Bauer. Liegt dem ein Betrugsfall zugrunde, hat die Person vielleicht kalte Füße bekommen?“ Wer das Mittelalter kennt, weiß: Auf Falschmünzerei standen extreme Körperstrafen, denn sie galt als Angriff auf die Münzhoheit des Münzherrn – und war daher als Majestätsbeleidigung zu werten.
„Europaweit in dieser Größenordnung einzigartig“
„Es handelt sich um eine Häufung gefälschter Münzen, die europaweit in dieser Größenordnung einzigartig ist“, ordnet Archäologin Astrid Steinegger vom Bundesdenkmalamt den Fund ein. Sie betreute den Fall von Beginn an, barg auch die ersten Münzen vor Ort. „Numismatiker und Archäologen sind ob der Münzen wirklich am Staunen“, erklärt sie.
Der Waldbesitzer und Finder des „Schatzes“ möchte anonym bleiben, die Münzen sollen aber ab 27. April auf der Burgruine Liebenfels ausgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Messner: „Die Burg war damals im 16. Jahrhundert noch in Vollbetrieb, nichts könnte daher geeigneter sein. Wir werden die Sammlung im Keller einrichten – also unter der Erde und gewissermaßen auf jenem Niveau, auf dem die Münzen nun auch gefunden wurden.“ Und wo befindet sich dieser einzigartige Schatz bis dahin? „An einem geheimen Platz, das ist streng geheim“, sagt Messner schmunzelnd.