In Kärnten gibt es 44 Strahlenspürer, speziell ausgebildete Polizisten, die zum Einsatz kommen, wenn potenziell radioaktive Gefahrenstoffe auftauchen. „Pro Bezirk haben vier bis fünf Beamte diese Sonderausbildung und die dazugehörige Ausrüstung. Sie werden herangezogen, wenn der Verdacht einer Straftat im Zusammenhang mit dem Strahlengesetz besteht“, berichtet Einsatzleiter Johannes Dullnig bei einer Schwerpunktaktion der Polizei am Dienstag in Kärnten. „Wir erkennen Gefahren im Zusammenhang mit radioaktiven Stoffen und setzen Maßnahmen, um einer Gefährdung von Menschen und Sachen entgegenzuwirken“, so Dullnig.

Strahlenspür-Einsatzleiter Johannes Dullnig
Strahlenspür-Einsatzleiter Johannes Dullnig © Dieter Kulmer

Zusammenarbeit mit Strahlenschutz des Landes

40 Polizistinnen und Polizisten, davon 14 Strahlenspürern kontrollierten in Thörl Maglern, in Kaltenberg und am Verkehrskontrollpunkt Haimburg an der Südautobahn A2. Wie immer in Zusammenarbeit mit dem Strahlenschutzbeauftragten des Landes, Rudolf Weissitsch und seinem „unauffälligen“ weißen Bus. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit modernster, hochsensibler Technik, etwa einem Natrium-Jodid-Detektor, einer Spektroskopie-Sonde, mit der ionisierende Strahlung registriert und zugeordnet werden kann.

„Die Polizei kann mit ihren Geräten, etwa dem Luftspürsystem, das auch im Hubschrauber zum Einsatz kommen kann, erhöhte Strahlenwerte feststellen. Wir können mit unseren Instrumenten sagen, um welche Art von radioaktiver Quelle es sich handelt, denn jedes radioaktive Element hat ein bestimmtes Energiespektrum gleich dem Fingerabdruck eines Menschen“, sagt Weissitsch und erklärt, dass die Messung auch bei Fahrzeugen, die mit bis zu 80 km/h passieren gelingt.

„In keinem Bundesland wird so oft und so genau kontrolliert wie in Kärnten“, sagt Dullnig. Strahlenspürer werden unter anderem bei Unfällen oder Zwischenfällen beim Transport gefährlicher Güter, Funden von radioaktiven Stoffen, bei Bränden mit radioaktiven Stoffen, bei (großräumigen) Kontaminationen im Zusammenhang mit Kernkraftwerksunfällen, Absturz von Flugkörpern mit radioaktivem Inventar oder bei Kernwaffendetonationen hinzugezogen.

Permanente Kontrolle

Am ÖBB Großverschiebebahnhof in Fürnitz wird sogar permanent kontrolliert: „Dort wird jeder Güterzug auf radioaktive Strahlung gemessen, etwa 13 bis 14 Mal pro Jahr werden unsere Strahlenspürer zum Einsatz hinzugezogen“, erklärt Dullnig und Weissitsch ergänzt: „Einer der größten Schmelzöfen der Region steht in Osoppo in Italien. Würde dort verstrahltes Metall eingeschmolzen, dann ginge der Schaden in Millionenhöhe“.

.„Denn die häufigste Quelle für radioaktive Strahlung findet sich in Schrott, klinischen Abfällen aus der Nuklearmedizin und in Altmetallen, die legal und illegal auf unseren Straßen transportiert werden“, erklärt Dullnig. Dabei handele es sich keineswegs um Bagatelldelikte, bis zu 10 Jahren Haft drohen bei Vergehen nach dem Strahlenschutzgesetz, erklärt der Polizist.

Ukrainekrieg

Neben verstrahlten Schrott, der absichtlich oder unabsichtlich transportiert wird, gibt es noch bedrohlichere Szenarien, die im Strahlenschutz des Landes genau beobachtete werden. Terrorismus stellt ein durchaus ernst zu nehmendes Szenario im Zusammenhang mit radioaktivem Abfall dar. Verstrahltes Material könnte etwa in sogenannten „Dirty-Bombs“ von Terroristen einem Sprengsatz beigemengt werden. „Mit Beginn des Ukrainekriegs hat sich dieses Risiko noch einmal drastisch erhöht. Wir wissen etwa, dass um Mariupol hunderte verstrahlte Gegenstände derzeit einfach herumliegen und jederzeit von dort entfernt und missbraucht werden könnten. Das Thema wird uns noch die nächsten Jahre beschäftigen“, sagt Weissistsch.