Im Zuge des Skandals um den slowenischen Mosaikkünstler und Ex-Jesuiten Marko Rupnik treten zwei ehemalige Nonnen an die Öffentlichkeit. In Begleitung ihrer Anwältin und eines Experten für Missbrauch im Klerus werden sie bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Rom zum ersten Mal öffentlich über den von ihnen erlittenen Missbrauch berichten. Der Zeitpunkt für die Pressekonferenz ist nicht zufällig gewählt. Sie findet am fünften Jahrestag des von Papst Franziskus einberufenen Gipfeltreffens im Vatikan zum Thema Missbrauch statt.

„Das Drama, das die missbrauchten Nonnen erlebt haben, verdient eine angemessene und schnelle Reaktion der kirchlichen Institutionen“, hieß es in der Ankündigung der Pressekonferenz. Zusammen mit der Anwältin der Nonnen, Laura Sgrò, wird auch Anne Barrett Doyle, Co-Direktorin von bishopaccontaubility.org, der in den USA ansässigen Beobachtungs- und Forschungsgruppe, die seit 2003 Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche dokumentiert, anwesend sein.

Untersuchung im Fall Rupnik

Mehrere Frauen werfen Rupnik vor, er habe sie unter Ausnutzung seiner Autorität als Geistlicher sexuell gefügig gemacht. 2020 war er nach Vergehen an einer Frau und einem schweren Verstoß gegen das Kirchenrecht zeitweise exkommuniziert. 2022 untersagte ihm der Jesuitenorden, öffentlich sein Priesteramt auszuüben und sich in der Öffentlichkeit zu äußern. Im vergangenen Juli wurde er vom Jesuitenorden ausgeschlossen. Im Oktober ordnete der Papst eine Untersuchung im Fall Rupnik an.

Auslöser der überraschenden Entscheidung des Papstes war eine Intervention der Päpstlichen Kinderschutzkommission. Diese habe Franziskus im September darauf hingewiesen, dass es „schwerwiegende Probleme im Umgang mit dem Fall und einen Mangel an Nähe zu den Opfern gegeben habe“. Derzeit gilt Rupnik als eine Art „sacerdos vagans“, also als gültig geweihter katholischer Priester ohne Zuordnung zu einer Diözese oder einem Orden.