Am 24. Februar ist der zweite Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine. Als vor fast zwei Jahren im Herzen Europas der Krieg zu toben begann und gleich mehrere Bomben in ihrer Heimatstadt Wolnowacha im Osten der Ukraine einschlugen, war Olena (60) und ihrem pflegebedürftigen Mann schnell klar: „Hier zu bleiben, ist zu gefährlich. Wir müssen fliehen!“ Schon im März 2022 kam Olena mit Nichts nach Kärnten. Von der Caritas erhielt sie erste Hilfe – Lebensmittel, Hygieneartikel und Bekleidungsgutscheine. Familienangehörige, die schon länger hier lebten, nahmen die Frau auf, bis sie und ihr später nachkommender Gatte privat eine kleine Wohnung fanden.
Als sich Olenas Mann schließlich zur Rückkehr in die Ukraine entschied, konnte sie sich die Wohnung mit den Mitteln aus der Grundversorgung alleine nicht leisten. Da die Frau damals kaum Deutschkenntnisse hatte, gestaltete sich auch die Jobsuche für die gelernte Köchin, die die letzten Jahre in der Ukraine in einem Heizwerk gearbeitet hatte, schwierig. Doch das ist Schnee von gestern.
Schwierigste Hürde: die neue Sprache
Heute befindet sich Olena auf dem besten Weg der Integration. Sie arbeitet 20 Stunden die Woche als Abwäscherin in einem Gasthaus und hat seit vergangenem September fünf Tage in der Woche für je drei Stunden einen Deutschkurs A2 besucht und darüber hinaus auch mithilfe einer Caritas-Freiwilligen die neue Sprache gelernt. „Obwohl ich voll motiviert bin, war für mich der Erwerb der deutschen Sprache das Schwierigste“, sagt Olena offen.
Aber: „Mir geht es in Kärnten gut. Ich bin froh, hier zu sein. Ich verdiene genug Geld, um die Wohnung bezahlen und mir einen Kaffeehausbesuch leisten zu können. Alleine hätte ich mein neues Leben hier jedoch nicht geschafft!“ Sie dankt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas Integrationsplattform (CIP) für die vielfältige Beratung, Unterstützung und Begleitung.
Verschiedenste Hilfen
Die CIP gibt es seit Jänner 2023. Deren Beraterinnen und Berater begleiten und betreuen kriegsvertriebene und asylberechtigte Menschen sowie subsidiär Schutzberechtigte bei der Integration, dolmetschen für sie, helfen ihnen bei Behördenwegen, bei der Wohnungssuche und -vermittlung, in Fragen psychosozialer Gesundheit, bei Integrationsangeboten und stehen ihnen auf dem Weg zur „Selbsterhaltung“ zur Seite.
Die Caritas Integrationsplattform, die aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds und des Landes Kärnten finanziert wird, hat seit ihrem Bestehen 520 Hilfesuchende unterstützt und damit insgesamt 1141 Menschen erreicht. „Die Caritas Integrationsplattform wird vor allem von den Kriegsvertriebenen aus der Ukraine hervorragend angenommen, dies zuletzt nicht nur deshalb, weil wir Mitarbeiter im Team haben, die ursprünglich aus der Ukraine stammen. Die Mitarbeiter aus Russland und Syrien kümmern sich zusätzlich um subsidiär Schutzberechtigte und asylberechtigte Personen“, sagt Christian Eile als zuständiger Menschen in Not-Bereichsleiter der Caritas Kärnten.
Besonders Frauen ab 65 betroffen
Mit Sorge beobachtet Eile, dass verstärkt ältere Frauen ab 65 Jahren in den organisierten Grundversorgungsquartieren verbleiben. Diese hätten keine realistische Rückkehroption, auch keine Option auf Erwerbsarbeit aufgrund des hohen Alters. Eiles Forderung in Richtung Politik: „Diese Zielgruppe gehört in das System der Sozialhilfe/Alterspension mit Ausgleichszulage überführt. Zudem muss die Möglichkeit geschaffen werden, selbstständig außerhalb der Grundversorgung wohnen zu können.“
Weiters evident seien die Notwendigkeiten rund um Gesundheit und Pflege. Handlungsbedarf ortet der Menschen in Not-Bereichsleiter auch in Bezug auf die zunehmend größer werdende Gruppe an minder- oder knapp volljährigen jungen Menschen, die aus Angst, kriegsverpflichtet zu werden, in Österreich und damit in Kärnten Fuß fassen wollen. Eile: „Sie streben oft tertiäre Ausbildungen an der Universität an. Diesen jungen Erwachsenen müssen umfangreiche Integrationsleistungen, wie Deutscherwerb, Ausbildung und Qualifikation, zur Verfügung gestellt und nach Möglichkeiten gesucht werden, sie rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“