Zwei Nächte mussten zwei verletzte Bergsteiger aus Tschechien am Großglockner ausharren. Mehrere Versuche, sie mit einem Hubschrauber zu retten, scheiterten am starken Wind. Ein Fußmarsch hinauf zu den Verletzten war zu riskant. Daher biwakierten die Tschechen (25 und 39 Jahre alt) von Sonntag bis Dienstag im sogenannten Glockner-Biwak auf 3205 Metern Seehöhe an der Nordwand des Glocknerkees.
Dienstag, gegen 9 Uhr gab es dann endlich gute Nachrichten: „Die Männer konnten ausgeflogen werden“, hieß es aus Heiligenblut. Der Polizeihubschrauber hat die Tschechen mittels Seilbergung zur Franz-Josefs-Höhe gebracht. Dort wurden sie vom Rettungshubschrauber C 7 übernommen und ins Krankenhaus nach Lienz geflogen. Ein Bergsteiger ist am Bein verletzt, der andere an der Schulter. Eine Abfahrt wäre in diesem Zustand schwierig gewesen. „Der Mann mit der Schulterverletzung hatte ziemlich starke Schmerzen, obwohl er Schmerzmittel bei sich hatte. Die Taubergung war die richtige Entscheidung“, sagt Nikolaus Brandstätter, Chef der Bergrettung Heiligenblut. „Wir sind froh, dass alles gut ausgegangen ist.“ Die Tschechen hätten sich in der Notsituation korrekt und professionell verhalten, meint Brandstätter.
Die Bergsteiger hatten Sonntagabend gegen 20 Uhr einen Notruf abgesetzt, weil sie in der Großglockner-Nordwand bei einem Steinschlag verletzt worden waren. „Das kann passieren“, sagt der Bergrettungschef. Beide Männer haben in der Folge noch selbstständig das Glockner-Biwak erreicht. Dieses „Notlager“ wird vom Alpenverein betrieben und bietet Bergsteigern Schutz. Es gibt dort eine Kochgelegenheit und mehrere Stockbetten. Den Tschechen ging es in dem Biwak den Umständen entsprechend gut. Ihre Verletzungen waren nicht lebensbedrohend. Die Handyakkus der Männer waren zudem aufgeladen, sie konnten regelmäßig mit den Bergrettern kommunizieren. „Die beiden waren gut ausgerüstet, wie die meisten Bergsteiger aus dem ehemaligen Ostblock“, meint Brandstätter.
Trotzdem haben sie nach zwei Nächten am Glockner schon sehnsüchtig auf ihre Rettung gewartet. Aus dem Bezirkskrankenhaus Lienz hieß es am Dienstagvormittag: „Einer der beiden Bergsteiger hat einen offenen Schlüsselbeinbruch und muss noch heute operiert werden.“ Das erklärt wohl auch seine Schmerzen. Sein Kollege hat eine Verletzung am Unterschenkel und wurde ambulant versorgt. Primar und Unfallchirurg Eduard Sporer resümiert: „Offensichtlich haben sie die Zeit im Biwak nicht so schlecht verbracht. In Anbetracht der Vorgeschichte sind sie nicht schlecht beisammen. Das Abenteuer wurde gut überstanden.“