„Ich bin erschüttert, dass so eine furchtbare Tat ausgerechnet in meiner Nachbarschaft passiert.“ Die ältere Frau ist geschockt und ängstlich. Als sie Donnerstagfrüh mit der Kleinen Zeitung spricht, ist ihre Wohnungstüre nur einen Spalt geöffnet und mit einer Sicherheitskette versehen.
Es war Mittwochabend gegen 22 Uhr, als in der Nachbarwohnung ein Streit entbrannte. „Deutlich war zu hören, dass sich da mehrere Männer beschimpfen. Plötzlich war es vorbei. Es herrschte Totenstille“, erzählt die Frau. Sie alarmierte die Polizei, die sofort anrückte. In der Wohnung fanden die Beamten den toten Mieter. Es handelt sich um einen 30-jährigen Klagenfurter, der fünfmal mit dem Messer attackiert worden war. „Es muss eine furchtbare Tat gewesen sein. Das ganze Stiegenhaus ist voller Blut“, so die Nachbarin. Sie habe den 30-Jährigen nicht gekannt: „Da hätten sechs Menschen wohnen können und ich hätte es nicht gewusst.“
„Die Leiche weist mehrere Verletzungen auf, die auf Fremdeinwirkung hindeuteten“, betont Polizeisprecherin Lisa Sandrieser. Vermutlich wurde die Tat im Stiegenhaus vor der Wohnungstüre des Opfers verübt. Der Schwerverletzte dürfte sich dann in die Wohnung geschleppt haben.
Auch an den Wänden und auf den Treppen des Stiegenhauses sind Blutspuren sichtbar, die von den Tätern stammen dürften. Im Zuge einer sofort eingeleiteten Fahndung wurden wenig später zwei Männer im Stadtgebiet von Klagenfurt festgenommen – nur wenige Hundert Meter vom Tatort entfernt. Es handelt sich dabei um zwei 20-Jährige, einen Österreicher und einen Kroaten. Einer ist in Klagenfurt wohnhaft, der andere im Bezirk Klagenfurt-Land. Die Ermittler fanden Bluthaftungen an der Kleidung der alkoholisierten Verdächtigen. Der Österreicher hatte außerdem ein Butterfly-Klappmesser bei sich – die Polizei geht davon aus, dass es sich um die Tatwaffe handelt. Auf dem Messer haftete Blut.
Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat Ermittlungen wegen Mordes aufgenommen. „Der Leichnam wurde noch in der Nacht obduziert. Der Tatort wird von Spezialisten des Landeskriminalamtes gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Klagenfurt untersucht. Zwei der fünf Messerstiche waren tödlich“, erklärt Staatsanwaltschaftssprecher Markus Kitz.
Vorerst konnte nur der Österreicher zur Tat befragt werden, der Kroate war aufgrund seiner starken Alkoholisierung nicht einvernahmefähig. „Der Mann sagt, dass sie das Opfer abziehen wollten. Sie haben gehofft, in der Wohnung Drogen zu finden“, sagt Kitz. Zugestochen hätte aber der Kroate. Von dem habe er dann die Waffe bekommen, sagt der Befragte aus. Er ist bisher unbescholten, der Kroate hat eine Vorstrafe wegen Drogendelikten. Das Opfer scheint ebenfalls im Drogenmilieu verkehrt zu haben.