Eine äußerst hohe Zahl von 444 Geisterfahrern ist im vergangenen Jahr österreichweit im Verkehrsservice des Radiosenders Ö 3 gemeldet worden. Das ist ein starker Anstieg von 54 Meldungen bzw. ein Plus von 14 Prozent zum Jahr 2022, der größte Wert seit 15 Jahren.
Die meisten Unfälle, bei denen der Fahrer in die falsche Fahrtrichtung geriet, waren in Niederösterreich, gefolgt von Kärnten, das nun erstmals die Steiermark überholte. Die wenigsten Falschfahrer werden aus Wien gemeldet. In Kärnten und der Steiermark gab es einen Anstieg an Geisterfahrern, dieser war nur in Oberösterreich höher.
Seit Beginn der Aufzeichnungen
Die meisten Falschfahrten wurden auf der Südautobahn (A 2) mit 73 Meldungen registriert, gefolgt von der Westautobahn (A 1) und der Tauernautobahn (A 10). Der „Wörtherseeabschnitt“ in Kärnten auf der A 2 zwischen Klagenfurt und Villach ist wie schon im Jahr davor das Autobahnteilstück mit den meisten Meldungen (23 Geisterfahrer). Dieses Teilstück gilt seit Beginn der Aufzeichnungen als der Abschnitt mit den meisten Falschfahrern.
Als „Geisterfahrer-Hotspot“ galt erneut der Großraum Villach. Hier wurden auf der A 2, der A 10, der A 11 und am Knoten Villach in Summe 62 Geisterfahrer gezählt – das entspricht 14 Prozent aller Falschfahrer in ganz Österreich.
Alkohol, Drogen, Überforderung
Hauptgründe für Geisterfahrten sind Alkohol- und Drogeneinfluss, aber auch Überforderung und Ablenkung. Laut Verkehrspsychologen dürfte vermehrt Unkonzentriertheit durch psychische Probleme aufgrund persönlicher und globaler Krisen eine Rolle spielen.
Alle Daten über Geisterfahrer-Meldungen werden von der Asfinag jedes Jahr zusammen mit den Unfalldaten des Innenministeriums analysiert, um Problembereiche erkennen und geeignete Maßnahmen einleiten zu können, wo sie möglich sind. „Wir als Autobahnbetreiber überprüfen laufend zum Beispiel Anschlussstellen auf Verbesserungen bei der Beschilderung und bei der Bodenmarkierung“, sagt Asfinag-Verkehrssicherheitsexperte Bernhard Lautner. „Auch Baustellen werden genau auf mögliche Problembereiche gecheckt.“
Vor Tunnel umgedreht
„Den Faktor Mensch können wir aber nur sehr bedingt beeinflussen“, so Lautner. Das wird auch von gleich drei konkreten Fällen in Kärnten im Großraum Villach untermauert, in dem es im Vorjahr mit 62 Meldungen zu mehr Geisterfahrer-Meldungen kam als im Jahr 2022 mit 54 Meldungen. Anfang Juli verloren drei Lenker vor dem gesperrten Karawankentunnel die Geduld, drehten einfach um und wurden so zu Geisterfahrern. Auch einer der beiden tödlichen Unfälle ereignete sich in Kärnten: Grund war eine schwere Alkoholisierung der Geisterfahrerin, die dabei selbst ums Leben kam.
Mehr Beschilderung und Farbhinweise im Knoten Villach
Die hohe Zahl an Geisterfahrern im Knoten Villach, wo drei Autobahnen zusammentreffen (A 2, A 10 und A 11), war bereits im Vorjahr Anlass, eventuelle Verbesserungen bei der „Lenkerführung“ umzusetzen. Denn vor allem unaufmerksame Lenker und Lenkerinnen, die sich zu spät auf die richtige Fahrspur einreihen, wurden zu Geisterfahrern, indem sie im Retourgang ihren Orientierungsfehler ausbessern wollten. Bereits vor dem Sommer 2023 wurden daher die Richtungen Italien und Slowenien auf den Schildern mit Farbhinweisen ersichtlicher gemacht. Zusätzliche seitliche Beschilderungen verdeutlichen nochmals, auf welcher Spur man sich einreihen muss.