Vorsichtig positiv war die Stimmung bei den Almbauern angesichts der aktuellen Risszahlen durch Wölfe, die am Wochenende bei der Jahreshauptversammlung des Almwirtschaftsvereins in Weißenstein präsentiert wurden: Demnach wurden im Jahr 2023 in Kärnten 30 Wölfe und 133 Wolfsrisse nachgewiesen. Im Jahr 2022 gingen noch 400 Wolfsrisse auf das Konto von 28 nachgewiesenen Wölfen.
Weniger Sichtungen
„Diese Entwicklung stimmt uns positiv. Aber man darf nicht außer Acht lassen, dass die Wolfspopulation in Italien auf 3000 Individuen geschätzt wird. Es kommen also immer wieder Tiere nach“, sagt Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins. Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, macht die Kärntner Wolfsverordnung für diese Zahlen verantwortlich. „Grund sind die vielen Vergrämungen und die acht Abschüsse laut Wolfsverordnung. Es gibt in Kärnten inzwischen auch deutlich weniger Wolfssichtungen, die Tiere sind vorsichtiger und scheuer geworden“, so Huber.
Prominenter Gast bei der Almwirtschaftstagung war Marcel Züger, Diplombiologe und Naturschützer aus Graubünden (Schweiz). Früher als nach Kärnten sind die Wölfe in diese Region zurückgekehrt. Der Kanton Graubünden zählt mittlerweile zu den Regionen mit der höchsten Wolfsdichte im Alpenraum. Rund 400 Wölfe bzw. 36 Rudel leben in der Schweiz. Züger berichtete über die Herdenschutz-Aktivitäten, die die Eidgenossen seit Jahren setzten. Der Wolfsbestand laufe seitdem aus dem Ruder.
Entnahme ganzer Rudel
„Wölfe sind schlaue Jäger, die lernen, die besten und teuersten Herdenschutzmaßnahmen zu umgehen. Sie überspringen 140 Zentimeter hohe Zäune. In Graubünden stammen 70 Prozent der gerissenen Nutztiere aus Herden, in denen Schutzmaßnahmen gegen Wölfe gesetzt wurden“, so Zügler. 15 Millionen Franken seien in der Schweiz jährlich in den Herdenschutz investiert worden, inzwischen setzte man – weil Wölfe bereits Mutterkühe reißen würden – ebenfalls auf Entnahmemaßnahmen: Konkret werden dort auch Leittiere und seit Dezember 2023 sogar gezielt ganze Rudel entnommen.
Obweger macht indes deutlich, dass Herdenschutzmaßnahmen in Kärnten aufgrund der Kleinstrukturiertheit und bei vier Monaten Almwirtschaft keinen Sinn ergeben würden. „Auf 67 Prozent der 1790 Kärntner Almen werden weniger als 20 Grußvieheinheiten aufgetrieben. Die Nebenerwerbslandwirte hätten schon alleine zeitlich nicht die Ressourcen, jeden Tag auf der Alm bei den Herdenschutzhunden zu sein oder Elektrozäune zu kontrollieren“, so der Obmann des Almwirtschaftsvereins.