„Plötzlich gab es einen Ruck“, berichtete eine Einwohnerin aus Zell-Pfarre am Sonntag zur Mittagszeit auf Facebook. Und auch der Österreichische Erdbebendienst (Geosphere Austria) bestätigte die Vermutung einiger Südkärntnerinnen und -kärntner: Um 11.14 Uhr hatte es ein Erdbeben gegeben. Die Erdstöße erreichten eine Magnitude von 2,5 und wurden im Epizentrum rund acht Kilometer südlich von Ferlach teils deutlich verspürt, hieß es.

Die Aufzeichnungen der Messgeräte zeigen allerdings, dass es nicht die erste Erdbewegung an diesem Tag im Raum Ferlach war. Auch um 5.32 und um 6.31 Uhr schlugen die Seismographen aus. Das Beben in der Früh hatte eine Stärke von 2,3 auf der Richterskala, das eine Stunde darauf lag bei 1,9. „Zu denen in der Früh haben wir aber keine Fühlbarkeitsmeldungen erhalten“, sagt Seismologe Anton Vogelmann von Geosphere Austria.

„Verdoppelung der freigesetzten Energie“

Und das, obwohl sich Stärken von 2,5 und 2,3 doch kaum voneinander entscheiden – sollte man meinen. „Aber dahinter liegt eine Verdoppelung der freigesetzten Energie“, erklärt Vogelmann und führt aus, dass sich die Energie zwischen zwei Punkten auf der Skala, etwa zwischen 2 und 3, sogar verdreißigfacht. Es handle sich um eine logarithmische Skala. „Der Bereich der Energie, die freigesetzt wird – von der kleinsten messbaren bis zur stärksten möglichen – ist gigantisch und ließe sich sonst kaum darstellen. Die Zahlen würden riesig werden.“

Anton Vogelmann, Seismologe bei Geosphere Austria
Anton Vogelmann, Seismologe bei Geosphere Austria © Martin Lusser

Und so werde ein Beben mit einer Stärke von 2,5 schon von ein paar Menschen wahrgenommen, „bei 2,3 müsste ich aber schon in Ruhe dasitzen, ohne Umgebungsgeräusche, damit ich vielleicht ein leichtes Zittern bemerke“. Zudem waren die ersten Beben frühmorgens und aufwachen würde man von einem 2,3-Erdbeben nicht, sagt Vogelmann.

Ziegel fallen vom Dach

„Im Bereich des Möglichen“ seien in Kärnten übrigens Erdbeben bis zu einer Magnitude von 6. „Da würden starke Gebäudeschäden auftreten und Häuser in schlechtem Zustand könnten einstürzen“, warnt der Experte, der aber keine Panik verbreiten möchte. „Sind Gebäude in einem guten Zustand, werden sie nicht über einem zusammenbrechen. Aber Rauchfänge könnten abgeworfen werden und Ziegel fallen vom Dach.“ Daher sei es bei einem Beben wichtig, nicht in Panik aus dem Haus zu rennen. Die Gefahr, von etwas am Kopf getroffen zu werden, sei zu hoch.

Aber auch nach einem stärkeren Erdbeben ist die Gefahr nicht gleich gebannt. „Wenn man Gas im Haus hat, den Haupthahn schließen. Bei starken Erdbeben kommt es oft auch zu Feuer. Leitungen reißen, es gibt Kurzschlüsse und Funkenflug“, mahnt Vogelmann. Wer einen Kamin hat, sollte das Feuer löschen und erst wieder entzünden, wenn sich ein Rauchfangkehrer alles angeschaut hat. „Wenn der Rauch nicht abziehen kann, droht eine Kohlenmonoxidvergiftung.“