Es gibt Menschen, denen sollte man eher nichts Erfreuliches erzählen. Tut man es doch, dann sagt ihr Mund: „Schön für dich!“ Aber ihr Inneres sagt: Ich hasse dich für dein Glück! Ich hätte es lieber selber gern, aber ich habe es nicht, deswegen missgönne ich es dir wenigstens. Neid ist ein süßes Gift. Die Psychologie unterscheidet zwei Arten von Neid: den konstruktiven, der einen antreibt, ebenfalls das zu erreichen, was man jemand anderem neidet. Und den destruktiven Neid, die Missgunst: die beneidete Person möge das verlieren, was man ihr neidet oder sogar einen Schaden erleiden. Während es also okay ist zu sagen: ich beneide dich um deine sportliche Figur, um dann vielleicht selbst mehr Sport zu machen, ist es nicht okay, dem sportlichen Nachbarn missgünstig einen gebrochenen Haxen zu wünschen. Davon hat in Wahrheit niemand was. Das süße Gift zerstört nur. Der konstruktive Neid ist also eher ein Motivationsfaktor, der destruktive Neid führt schlimmstenfalls zu Hass, Schadenfreude, Verrat, übler Nachrede oder noch Üblerem. Diese Art von Neidigsein wird als Zeichen von Schwäche, mangelndem Selbstvertrauen, Kleingeistigkeit und Unterlegenheit betrachtet.
Christian Hölbling