Kroatien schreitet mit einem neuen Großprojekt dem Ziel einer besseren Anbindung von Festland und Küstenregionen entgegen: Auf die Insel Krk soll eine doppelstöckige Brücke mit vier Fahrspuren und zwei Bahntrassen gebaut werden. Und das, obwohl die bestehende Brücke erst vor zwei Jahren erneuert wurde.
Es ist das neueste Bauvorhaben in einer Reihe spektakulärer Infrastrukturprojekte der vergangenen Jahre: 2022 wurde die Pelješac Brücke nach 15 Jahren Bauzeit eröffnet. Die größte Meeresbrücke Kroatiens verbindet die gleichnamige Halbinsel mit dem Festland. Man umgeht so den bosnischen Küstenort Neum mit zwei EU-Außengrenzen und verkürzt die Fahrtzeit nach Dubrovnik erheblich. Auf der Halbinsel wurden im Vorjahr die 7,9 Kilometer lange Umfahrungsstraße mit einem 1300 Meter langen Tunnel und die 485 Meter lange Ston-Brücke fertiggestellt. Nicht minder spektakulär war der Bau der Cetina Brücke bei Omiš. In 70 Meter Höhe spannt sich seit März 2023 die 152 Meter lange Brücke ohne einen Stützpfeiler zwischen zwei Felsen und verbindet zwei Tunnel. Die Brücke ist Teil einer neuen Schnellstraße, die Omiš, Donji Poljici, Split, Solina, Kaštela und Trogir mit dem Landesinneren verbindet.
Machbarkeitsstudie
Mit Jahresbeginn nimmt die kroatische Regierung das Projekt der zweiten Brücke auf die Insel Krk in Angriff, erste Pläne diesbezüglich gab es bereits 2017. Hrvatske Autoceste (HAC), die größte kroatische Autobahn-Betreibergesellschaft, hat am Dienstag, dem 2. Jänner, die öffentliche Ausschreibung für die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie und Umweltverträglichkeitsprüfung des Projektes veröffentlicht. Die Bewerbungsfrist läuft bis 29. Januar. HAC schätzt die Kosten der Studie auf 600.000 Euro und den Zeitrahmen bis zum Baustart mit drei Jahren ein. Der eigentliche Bau werde dann zumindest zwei weitere Jahre dauern.
„Bereits als wir vor zwei Jahren die bestehende Brücke renoviert haben, sah der Plan zur Verkehrsentwicklung auch den Bau der zweiten Brücke mit Eisenbahnschienen vor. Der Bedarf dafür besteht bereits jetzt und wenn der Hafenterminal in Omišalj fertiggestellt ist (Anm.: Bau hat noch nicht begonnen), wird dieser Bedarf noch größer sein. Sie wird auf jeden Fall gebaut“, sagte Verkehrsminister und stellvertretender Ministerpräsident Oleg Butković gegenüber kroatischen Medienvertretern.
Doppelfunktion
HAC-Vorstand Boris Huzijan erklärte, dass die Konstruktion der Brücke erst in der Studienphase festgelegt werde. Gregor Mihelčić, HAC-Designmanager geht aber davon aus, dass sie zweistöckig sein werde. In der oberen Etage eine vierspurige Straße und darunter zwei Eisenbahnschienen. Das bedeutet, dass die Brücke trotz Doppelfunktion nicht viel breiter als die bestehende sein müsste, aber sicherlich höher. Das optische Erscheinungsbild sei offen, möglich sei etwa eine Beton- oder eine reine Metallkonstruktion.
Auch der Standort ist nicht fixiert. Wahrscheinlich werde sie südlich der bestehenden Brücke errichtet und vom östlichen Ende der Bucht von Črišnjeva über die Halbinsel, auf der sich die Festung Maltempo befindet, nach Krk führen. Dies sei die kürzeste Luftlinie vom Festland auf die Insel. Die bestehende Krk-Brücke werde auch nach dem Bau der neuen Brücke in Betrieb bleiben, aber eine deutliche Verkehrsentlastung erfahren, erklärt der HAC-Vorstand.