„Die Zahl der Verkehrstoten ist in Kärnten heuer leider stark gestiegen. Seit Jahresbeginn kamen in Kärnten bei Verkehrsunfällen 29 Menschen ums Leben, um acht mehr als im Vorjahr“, informiert die Mobilitätsorganisation Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Um die Zahl der schweren Unfälle zu reduzieren, ist niedrigeres Tempo und erhöhte Aufmerksamkeit im Straßenverkehr wirksam. Auch mehr öffentliche Verkehrsverbindungen tragen zu mehr Verkehrssicherheit bei, betont der VCÖ.

Während im Vorjahr 21 Menschen im Straßenverkehr ums Leben kamen, waren es heuer 29. 17 Todesopfer waren Pkw-Insassen. Die Zahl der Verkehrstoten war in Kärnten nicht nur im Jahr 2022 niedriger als heuer, sondern auch im Jahr 2014, als 26 Menschen im Straßenverkehr getötet wurden. Auch österreichweit ist die Zahl der Verkehrstoten heuer gestiegen. Im Bundesländer-Vergleich verzeichnet Niederösterreich die mit Abstand meisten Todesopfer im Straßenverkehr.

Handy am Steuer

„Es braucht verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen, um die Zahl der schweren Verkehrsunfälle zu reduzieren. Anzusetzen ist bei den Hauptunfallursachen Ablenkung und nicht angepasste Geschwindigkeit, also bei zu hohem Tempo“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Bei verstärkten Maßnahmen gegen Handy-am-Steuer ist auch die Bundesregierung gefordert. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille, verdeutlicht der VCÖ. Handy-am-Steuer soll daher ins Vormerksystem aufgenommen werden, wie das in vielen EU-Staaten bereits der Fall ist. Allein in Kärnten hat die Exekutive im Vorjahr 8219 Handy-Delikte im Straßenverkehr geahndet.

Temporeduktion

Auch niedrigeres Tempo hilft, fatale Folgen von Unachtsamkeit und Ablenkung zu verhindern. Insgesamt reduziert niedrigeres Tempo den Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt. Dadurch sinkt das Unfallrisiko. Ein Pkw, der auf der Freilandstraße 80 km/h fährt, hat bei normaler Reaktionszeit auf trockener Fahrbahn einen Anhalteweg von rund 51 Metern. Fährt der Pkw 100 km/h dann verlängert sich der Anhalteweg auf 74 Meter, nach 51 Metern hat der Pkw noch eine Geschwindigkeit von 66 km/h, macht der VCÖ aufmerksam. Ein Zusammenstoß mit diesem Tempo kann schwere Verletzungen zur Folge haben.

Im Ortsgebiet erhöht mehr Tempo 30 statt 50 die Verkehrssicherheit. Der Anhalteweg bei Tempo 30 beträgt rund elf Meter und ist bei Tempo 50 mit 24 Metern doppelt so lang. Nach elf Metern hat ein Pkw, der 50 km/h fuhr, noch ein Tempo von 48 km/h. „Gerade für Kinder, die zur Schule gehen, ist es wichtig, dass es nicht nur direkt vor der Schule, sondern am gesamten Schulweg verkehrssicher ist. Wenn Gemeinden sehen, dass es eine Temporeduktion für die Verkehrssicherheit braucht, dann sollen sie diese auch einfach umsetzen können“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

Tempo 30 erleichtern

Derzeit erschwert es die Straßenverkehrsordnung den Gemeinden und Städten, wenn sie für die Verkehrssicherheit und Lebensqualität der Bevölkerung das Tempolimit auf einer Straße reduzieren möchten. Der VCÖ, österreichweit mehr als 280 Gemeinden und Städten und der Österreichische Städtebund fordern die Bundesregierung auf, den Gemeinden und Städten die Umsetzung von Tempo 30 zu erleichtern. 

Positiv sieht der VCÖ die laufende Ausweitung des öffentlichen Verkehrsangebots in Kärnten. Bahn und Bus sind um ein Vielfaches verkehrssicherer als Pkw oder Motorrad. Wird es mehr Menschen möglich auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, trägt das auch zur Reduktion der Anzahl der Verkehrsunfälle bei.