Nur einmal pro Woche kommt aus Beirut Post ins Camp. Die Soldaten des Österreichischen Bundesheers im Libanon haben ihre Geschenke deshalb schon vor Weihnachten erhalten. Ob sie mit dem Auspacken bis zum 24. Dezember gewartet haben, ist nicht überliefert. Fest steht aber, dass das Fest so normal wie möglich gefeiert werden soll. „Wir haben einen Baum geschmückt, zum Essen gibt es Bœuf Stroganoff. Deutsche und auch internationale Kameraden kommen gegen 19 Uhr vorbei und später werden wir mit einem österreichischen Pfarrer die Christmette feiern“, erzählt Reinhold Wakonig. Der Maria Rainer ist seit Anfang Dezember im „United Nations Interim Forces in Lebanon“-Einsatz (Unifil). Sechs Monate wird er bleiben.

Zwei Monate davor, am 7. Oktober, hat sich die Lage im Nahen Osten dramatisch verändert. Die Hamas hat auf israelischem Boden ein Massaker mit 1200 Toten angerichtet. Seither herrscht Krieg im Gazastreifen. „Der Security-Status ändert sich mehrmals täglich. Die Bewegungsfreiheit ist dadurch sehr eingeschränkt und die Schutzausrüstung wie Helm und Splitterschutzweste muss immer in Griffweite sein. Manchmal dürfen wir uns auch nur in den Gebäuden aufhalten“, sagt Wakonig. Laut offiziellen Angaben Israels wurde man in den darauffolgenden Tagen nicht nur aus Gaza, sondern auch aus dem Libanon beschossen. Die im Südwesten des Landes stationierten Unifil-Truppen konnten die Feuergefechte beobachten. In der rund einmonatigen Vorbereitungszeit wurde man in Österreich für alle Situationen trainiert.

Sechs Monate dauert ein Einsatz. Der Kärntner Vizeleutnant ist über Videotelefonie täglich mit seiner Familie in Kontakt. „Wir reden meist über das Leben im Camp. So wissen sie, dass es mir gut geht und ich mich sicher fühle“, sagt Wakonig, der als Teil des Medic Team Austria, das aus drei Sanitätsunteroffizieren und zwei Rettungssanitäter besteht, die sanitätsdienstliche Grundversorgung der Soldaten sicherstellt. Man betreibt eine Ordination als erste Anlaufstelle für Patienten. Um die Betreuung rund um die Uhr gewährleisten zu können, gibt es auch einen Bereitschaftsdienst.

Der Alltag wird von der Sicherheitslage bestimmt. Je nach Möglichkeit kann man im Camp Beachvolleyball, Tennis, Fußball, Badminton, Basketball spielen. Zudem gibt es einen Fitnessraum und Fahrräder. „Derzeit beginnen die Planungen zur Finanzierung und Errichtung einer Sauna“, erzählt der 52-Jährige, der in der Heimat als Sanitätsunteroffizier im Stabsbataillon 7 in Klagenfurt aktiv ist.