Der Unmut unter Reisenden, die zu Weihnachten ihre Familien besuchen und mit Zügen vor allem aus Wien in Richtung Süden fahren wollen, wird immer größer. Grund ist das Zugchaos auf der Südbahnstrecke. Bei heftigen Schneefällen wurden Anfang Dezember vier Railjetgarnituren beschädigt, seither sitzen Reisende auf der Route Wien–Steiermark–Kärnten immer öfter in alten Zügen – meist ohne Steckdosen und Wlan, ohne Speisewagen, ohne erster Klasse. Und damit nicht genug: Immer öfter wird auch über defekte WCs oder ausgefallene Heizungen berichtet. „Es ist so kalt, dass ich die ganze Zeit mit der Jacke hier sitze“, berichtete am Mittwoch eine Studentin aus Wien, die in ihre Kärntner Heimat fuhr.

In Judenburg mussten Fahrgäste am Mittwoch in anderen Zug umsteigen. Warum, erfuhren die Passagiere nicht
In Judenburg mussten Fahrgäste am Mittwoch in anderen Zug umsteigen. Warum, erfuhren die Passagiere nicht © Privat

Ein anderer Student, der auf der gleichen Strecke unterwegs war, hatte das Glück, einen Platz in einem Railjet zu ergattern. Allerdings mussten die Passagiere des RJ 133 Wien–Venedig in Judenburg aussteigen und in den Railjet, der zuvor in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war, umsteigen – und umgekehrt. Eine Erklärung dafür erhielt man nicht, doch die Ankunftszeit verzögerte sich um rund 15 Minuten.

Auf eine Erklärung dafür, wie man das Problem der fehlenden Zuggarnituren jetzt vor Weihnachten lösen wolle, wartet die Kleine Zeitung seit Montag. Immer wieder wird man seitens des Unternehmens auf später vertröstet. Gerüchten zufolge soll es zusätzliche Busse oder Züge geben. Bestätigung dafür gab es bis Mittwochabend aber keine.

Reisende raten auf jeden Fall, immer eine Reservierung zu buchen, auch wenn das mit der ÖBB-App nicht mehr zu allen Uhrzeiten möglich ist. „Ich habe am Montag einen Platz im Intercitybus von Graz nach Klagenfurt am 23. Dezember reserviert, da gab es noch Restplätze“, erzählt ein Pendler aus Osttirol, der dann mit dem Zug weiterreist. Eine Studentin aus Wien wiederum bekam am 23. vormittags keinen Sitzplatz mehr in einem Zug, aber für eine Verbindung am Nachmittag.

Umstieg auf Fahrgemeinschaften

Jene, die öfter mit dem Zug reisen und dennoch nicht reservieren, sind es mittlerweile gewöhnt, am Gang stehen zu müssen. Andere zahlen, auch wenn sie ein Klimaticket besitzen, die drei Euro für eine Sitzplatzreservierung. Aber auch das war vor Weihnachten nicht so einfach. „Eine Freundin von mir hat ihren Platz im Zug von Wien nach Kärnten schon vor eineinhalb Wochen reserviert“, erzählt eine Studentin aus Graz. Sie selbst fahre, seit die Benzinpreise gestiegen sind und es das Klimaticket gibt, immer nur mit Reservierung. Ohne bekomme man zum Beispiel im Intercitybus von Graz nach Klagenfurt ohnehin keinen Platz. In Graz gebe es aber eine große Facebook-Community, die sich in Fahrgemeinschaften organisiert: „Das nutze ich oft und das funktioniert super.“

Problem bei ÖBB seit Juli bekannt

Dass es gerade vor Weihnachten in Zügen und Bussen eng werden könnte, sollte auch für die ÖBB keine große Überraschung sein. Dementsprechend heftig fiel die Kritik von Gerhard Tauchner von der Eisenbahnergewerkschaft Vida am Zugchaos aus. Im Ö1-„Morgenjournal“ kritisiert er, dass man auf die Taktverdichtungen mit dem letzten Fahrplanwechsel am 10. Dezember nicht vorbereitet gewesen sei: „Unserer Meinung nach ist das ein totaler Managementfehler. Im Juli haben wir schon gesagt, wir werden ein Problem bekommen.“