Es wird eng auf den Pisten, wenn jetzt in den Weihnachtsferien Zehntausende Skifahrer zeitgleich talwärts carven – in den meisten Skigebieten ist eine entsprechende Pistensicherheit im wahrsten Sinn des Wortes „besiegelt“: in Form eines Pistengütesiegels, das in den Destinationen für Wintersportler sichtbar angebracht ist.
Erst kürzlich wurden die Pisten-„Oscars“ in den Gebieten Ankogel, Bad Kleinkirchheim, Goldeck, Katschberg, Koralpe, Mölltaler Gletscher und Nassfeld verlängert, auch Dreiländereck, Gerlitzen, Heiligenblut, Hochrindl oder Turrach (über den steirischen „Stempel“) sind zertifiziert, Weißensee beantragte erst jüngst die Aufnahme. Die Petzen etwa hat nicht um die Zertifizierung angesucht, andere sind zu klein, um die Mindestanforderungen (Stundenförderung von mindestens 3000 Personen, Abfahrtsmöglichkeiten von mindestens fünf Kilometern etc.) zu erfüllen.
Das Gütesiegel wird seit 1980 von einer achtköpfigen Expertenkommission des Landes vergeben, dessen Vorsitzender aktuell der Landesskisportbeauftragte Raimund Berger ist. „Es gibt eine Vorkommissionierung, bei der alle Kommissionsmitglieder die jeweilige Piste abfahren. Dann folgen Einzelkommissionierungen“, sagt Berger. Insgesamt müssen 55 Qualitätskriterien erfüllt werden: Dazu gehören etwa Absicherungen entlang der Pisten vor Abhängen, Hinweise auf atypische Hindernisse, entsprechend breite Pisten, die klare Orientierung anhand von Leitsystemen und Hinweistafeln, sichere Tal- und Bergstationsbereiche, Informationen bezüglich der Witterung, ein professioneller Pistenrettungsdienst, bequeme und schnelle Aufstiegshilfen, die Präparierung, Rennstrecken, Skiservicestationen oder Relaxbereiche.
Strenge Verweise
Die Zertifizierung kostet 600 Euro und ist fünf Jahre gültig, eine Verlängerung um fünf weitere Jahre schlägt sich mit 200 Euro zu Buche. Skigebiete, die beim Test mit Bomben und Granaten durchfallen, gibt es nicht. Sehr wohl aber Androhungen der Expertenkommission, dass das Siegel verwehrt würde. „Wenn wir strenge Verweise ausgesprochen haben, hatte dies zur Folge, dass die Kriterien schließlich doch erfüllt wurden“, so Berger.
Augenmerk auf Pistenrand
Skiunfälle, deren Ursachen in schlecht gesicherten Pisten liegen, seien in Kärnten in den letzten Jahren signifikant zurückgegangen. „Wir legen beispielsweise ein wichtiges Augenmerk auf einen Pistenrand, der auch bei schlechter Sicht klar erkennbar ist“, betont der ehemalige Trainer des österreichischen Skiverbandes. Konkrete Unfallstatistiken für Pistengütesiegel-Destinationen gebe es für Kärnten nicht. In der Steiermark sehr wohl. Dort würde es in Skigebieten, die das steirische Gütesiegel führen, um 50 Prozent weniger Unfälle geben als im internationalen Unfalldurchschnitt, berichtet Christoph Castellani von der Med Uni Graz. Er ist Mitglied der steirischen Gütesiegel-Kommission. Berger warnt aber: „Sichere Pisten sind für die Skifahrer kein Grund, ihre Eigenverantwortung zu vernachlässigen.“