Jener Deutsche, der am Dienstag wegen versuchter schwerer Erpressung und schweren Betrugs in Klagenfurt auf der Anklagebank saß, wurde zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt.
Der Mann, über den auch deutsche Medien umfassend berichtet haben, hat sich laut Anklage von Jänner bis Juni als Polizeibeamter des deutschen Bundeskriminaldienstes ausgegeben. Er soll zwei Opfern und deren Familien in Kärnten und Oberösterreich vorgegaukelt haben, sie stünden auf der „Todesliste“ der Russen. Er habe als international tätiger Kriminalbeamter gegen Kryptobetrug ein E-Mail abgefangen, aus dem er wisse, man wolle sie mit Giftspritzen umbringen.
Beauftragt habe die Killer ein arabischer Geschäftsmann, den sie um Bitcoins betrogen haben sollen. Mit perfekt gefälschtem Dienstausweis bot er den Opfern den Schutz seiner „Einheit“ an, denn in wenigen Wochen solle der Auftrag vollstreckt werden. Der Angeklagte versprach den Opfern allerdings, er könne die Rückgabe der Bitcoins organisieren und die Angelegenheit „befrieden“, wie er Richter Manfred Herrnhofer auf der Anklagebank erzählt.
Dubai und Bitcoins
Tatsächlich soll der Angeklagte im Auftrag eines arabischen Geschäftsmannes über einen österreichischen, in Dubai tätigen Kryptowährungswechsler als Mittelsmann gehandelt haben. Diesen habe er bei Partys in der Kryptoszene in Dubai kennengelernt. Der Angeklagte überzeugte seine „Kunden“ davon, er sei Kryptobetrügern in der ganzen EU auf den Fersen und er könne das verlorene Geld mit seinen psychologisch dafür geschulten Beamten „friedvoll“ eintreiben. Er zeigte dafür sogar eine Bevollmächtigung des Deutschen Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz – mit Stempel und gefälschter Unterschrift von Minister Robert Habeck.
Von einem Opfer sollte der Angeklagte 60 Bitcoins zurückholen, heutiger Gegenwert 2,35 Millionen Euro, damals etwa 1,5 Millionen Euro. Dafür verrechnete der Angeklagte seinen Kunden je Auftrag 1500 Euro Spesen für seine – nicht existierenden – Beamten. Nach Vollendung des Auftrags sollte er zwei bis vier Bitcoins Erfolgshonorar erhalten. Die 3000 Euro sollten allerdings das einzige Geld bleiben, das in diesem Betrugsfall am Konto des Angeklagten landete.
Verhaftung im Schlosshotel
Denn während eines der Opfer verängstigt über Wochen Personenschutz für sich und seine Familie engagierte, wandte sich das zweite Opfer an die Polizei. Gemeinsam mit Kärntner Kriminalbeamten und der Cobra lockte man den Angeklagten ins Schlosshotel am Wörthersee, wo die Übergabe der 60 Bitcoins auf eine „Wallet“ erfolgen sollte. Dort klickten die Handschellen und seither sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Der Strafrahmen bei Schuldspruch: ein bis zehn Jahre.
Auf der Anklagebank legte der 55-Jährige ein umfassendes und reumütiges Geständnis ab: „Ich bereue die Aktion zutiefst, die Drohungen, die katastrophalen Worte, die ich gewählt habe. Ich bin ein friedvoller Mensch. Auch die Fälschungen der Ausweise und Papiere waren ein großer Fehler. Es war unverantwortlich. Ich will in Zukunft nichts mehr mit der Kryptowelt zu tun haben, will versuchen, alles bei meiner Familie wiedergutzumachen.“
Richter Manfred Herrnhofer verurteilt den Deutschen zu zwei Jahren unbedingter Haft, die Untersuchungshaft werde ihm angerechnet. Die Gerichtskosten und 2500 Euro Schadenersatz an eines der Opfer und dessen Familie muss der Angeklagte tragen. Diese brauchte nach der Drohung psychologische Betreuung und begab sich in Therapie. „Sie sehen: Was Sie angerichtet haben, hat schwerwiegende Konsequenzen. Ihr Geständnis und Ihre bisherige Unbescholtenheit sind strafmildernd, doch man darf nicht vergessen, welche kriminelle Energie Sie hier an den Tag gelegt haben bei der Planung und der Ausführung.“ Der Angeklagte nahm das Urteil an. Staatsanwältin Doris Kügerl gab keine Erklärung ab, das Urteil ist somit noch nicht rechtskräftig.