Bei den ÖBB kommt es auf der Südstrecke von Wien über die Steiermark nach Kärnten und teils weiter bis Osttirol zumindest partiell zu größeren Fahrkomfort-Einbußen als von der Bahn ursprünglich angedeutet. Dort werden derzeit ältere Wagen eingesetzt, weil Railjets beim Wintereinbruch Anfang Dezember beschädigt wurden. Jetzt geht es zum Teil aber nicht einmal mit älteren Reisezug-, sondern laut ORF in S-Bahngarnituren mit viel weniger Sitzplätzen, ohne Verpflegung und nur einem Klo nach Süden.
Das ging am Samstag aus einem Bericht der „Zeit im Bild“ (13.00 Uhr) hervor. Seit 10. Dezember und bis Mitte Jänner herrscht die Änderung, die die ÖBB auch im Voraus bekannt gemacht hatten. Es hatte geheißen, dass Verstärkerzüge („D-Züge“) von der Weststrecke abgezogen werden, um auf der Südstrecke Railjets zu ersetzen. Daher fallen Richtung Westen täglich drei bis vier Zugpaare aus. „Die aktuellen Einschränkungen auf der Südstrecke sind immer noch die Nachwirkungen des Schneechaos von Anfang Dezember“, hieß es von ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder. Vier beschädigte Railjets hätten seitdem durch Reisezugwagen ersetzt werden müssen. Zusätzlich musste ein Railjet am Freitag zu einer dringenden Überprüfung. „Deswegen wurden im Ausnahmefall Regionalzuggarnituren eingesetzt. Es gab für alle Reisenden ausreichend Sitzplätze, leider habe diese Garnitur aber keine erste Klasse. Selbstverständlich bekommen Kunden mit einem Erste-Klasse-Ticket die Differenz erstattet“, so Rieder.
Auf der Südstrecke werde es annähernd gleich viele Sitzplätze in ÖBB-Reisezugwagen geben, sagte ein Bahnsprecher vor der vorübergehenden und aufgrund höherer Gewalt notwendig gewordenen Umstellung zur APA. Jedenfalls werde es kleine Verpflegung mit Trolley geben. „Was ganz wichtig ist, wir versuchen alles, was wir an Wagenmaterial haben, einzusetzen. Das machen wir auch, aber auch da sind unsere Wagenreserven begrenzt. Diesmal fehlen uns durch die Unwetterschäden leider vier Garnituren, das merken wir gerade im Weihnachtsverkehr“, so Rieder.
„Kein Railjet wie gebucht“
Passagiere berichten von teilweise ausgefallenen Heizungen, stehenden Reisenden, einzelnen Waggons ohne Innenbeleuchtung, nicht ausgeleerten Mistkübeln, teilweise defekten WCs und Verspätungen. „So schlecht wie es jetzt war, war es noch nie. Das ist ein Skandal. Toilette gibt es überhaupt nur eine im Zug“, beklagte eine betroffene Reisende. „Der Platz war nicht reserviert, die Mistkübel sind nicht ausgeleert. Es gibt nichts zum Trinken“, sagte der nächste Passagier. „Furchtbar. Kalt. Kein Railjet wie gebucht“, so eine weitere Zugfahrerin.
Bis Mitte Jänner – also just über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel – bleibt also alles, wie es ist. Mit einer baldigen Besserung könne nicht gerechnet werden. „Ich fahre am kommenden Mittwoch von Wien nach Klagenfurt und bin schon gespannt, was mich erwartet“, so ein Kärntner am Samstag zur Kleinen Zeitung. Da er mit drei Gepäckstücken reisen wird, wollte er im Vorfeld eine Sitzplatzreservierung machen. Das sei diesmal aber nicht möglich gewesen. Der ÖBB-Sprecher dazu: „Das ist leider auch so, dass wir nur bestimmte Züge reservieren können, manche Züge sind leider technisch nicht reservierbar wegen der anderen Garnitur.“ Dass die chaotischen Zustände ausschließlich den beschädigten und dadurch fehlenden Railjets geschuldet sind, glaubt der Passagier aus Kärnten nicht. „Ich habe Ähnliches auch schon vor einem Jahr erlebt. Damals sind wir auch mit einer S-Bahn-Garnitur gefahren. Im gesamten Zug von Wien nach Klagenfurt gab es nur ein WC.“
Ministerin müsse handeln
Die steirische ÖVP nimmt am Samstag Verkehrsministerin Leonore Gewessler in die Pflicht. „Dass der Ausfall weniger Züge zu einem solchen Chaos führt, ist ein Armutszeugnis für die Grüne-Verkehrspolitik“, so die Murauer Bezirksparteiobfrau Manuela Khom in einer Aussendung. Dass sich die Lage frühestens Mitte Jänner bessern werde, sei inakzeptabel. Gewessler müsse handeln.