Weiterhin massive Kritik an der gestern beschlossenen Gesundheitsreform gibt es vonseiten der Ärztekammer. Die Interessensvertretung sieht Tür und Tor geöffnet für einen „radikalen Umbau des ambulanten Gesundheitssystems“. „Der Haus- und Vertrauensarzt, der Patientinnen und Patienten mitunter über Jahrzehnte begleitet hat, wird zum Auslaufmodell. Ersetzt durch neue Versorgungszentren, in denen es keine Kontinuität im Patienten-Arzt-Verhältnis geben wird“, sagen der Präsident der Kärntner Ärztekammer, Markus Opriessnig, und der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Wilhelm Kerber.
Die Reform werde nicht von heute auf morgen spürbar sein, der Prozess werde schleichend verlaufen. In Städten werde das Zurückfahren der Strukturen schneller passieren als in ländlichen Regionen, heißt es. „Abgebaute Strukturen können nur mehr schwer wieder eingeführt werden. Ist der Haus- und Vertrauensarzt einmal verschwunden, wird es dafür keinen Ersatz mehr geben. Die Politik beschließt heute eine Pseudoreform und der Patient wacht morgen in einem Versorgungssystem auf, das er nicht mehr wiedererkennt“, sagen Opriessnig und Kerber.
Die Kammervertreter vermissen in den geplanten Gesetzen jeglichen Anreiz, die Arbeitsbedingungen für Kassenärztinnen und Kassenärzte und ihr Team zu verbessern. Die Kassen und das Land haben freie Hand, freiberuflich tätige Ärztinnen und Ärzte durch neue Zentren und Ambulatorien zu ersetzen. Man sei nicht gegen Primärversorgungszentren, diese können aber nur eine Ergänzung neben den bereits vorhandenen Strukturen sein.