Die nach wie vor nicht benutzbare italienische Straße „SS 52“ bis auf den Plöckenpass sorgt für politisches Kopfzerbrechen. Dass die Verbindung zwischen Kärnten und dem Friaul erhalten bleiben soll, ist für alle Verantwortlichen klar. Auch die Gailtaler Wirtschaftskammer betont, dass eine dauerhafte Sperre „nicht verkraftbar“ sei.

Falls die bisher bestehende Straße nach der Räumung des Gerölls und der riesigen Felsbrocken nicht wieder so hergestellt werden kann, dass sie sicher benutzbar ist, ist die für Österreich kostengünstigste Idee jene des ehemaligen Bürgermeisters von Paluzza, Massimo Mentil. In diesem Fall würde nur Italien seinen Zugang zur österreichischen Verbindung neu gestalten.

Alte Römerstraße

„Die derzeitige Straße wurde in den 1930er-Jahren zu den Stellungen der italienischen Soldaten gebaut. Damals erschien es Italien geschickt, die Straße so in den Berg zu bauen, dass sie von Österreich nicht so einfach eingenommen werden kann. Jahrhunderte davor hatten die Römer ihre Straße einen Hang weiter. Diese Straßenführung könnten wir jetzt für eine neue Straße zum Pass nutzen“, so Mentil.

Die Passstraße mit einem Tunnel zwischen Kärnten und Italien zu entlasten, stellt für ihn nicht nur ein langwieriges Projekt dar, sondern auch eines, das vermutlich auf Kärntner Seite zu zahlreichen Straßenprojekten führen müsste, um das zu erwartende höhere Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Seiner Meinung nach müssten Umfahrungen gebaut werden, um Stadt- bzw. Dorfkerne zu schützen.

Eine Tunnelvariante ist aber die Lösung, die Stefano Mazzolini, Vizeregionspräsident Friaul-Julisch Venetiens, bevorzugen würde. „Der internationale Verkehr eines Gutteils der Friauler Bergregion ist unterbrochen. Jetzt müssen wir schnell eine Notvariante schaffen, aber gleich auch an die Zukunft denken. Ein Tunnel würde die Fahrzeiten verringern und die Wirtschaft ankurbeln. Die EU sollte sich um diese Verbindung kümmern“, so Mazzolini.

Tunnel bis Kirchbach

Mit Marco Clama, dem Bürgermeister des Nachbarortes Paularo, hat die Tunnelidee eine neue Wendung bekommen. „Mit einer Straße von Paularo nach Kirchbach bietet sich eine gute Alternative an“, zitiert ihn die Friauler Tageszeitung „Messaggero Veneto“. Ein Stück der Gemeindestraße sei asphaltiert. Von Valbertat bis Stranig müsste ein Straßenprojekt durch ein Waldstück führen. Dafür seien auf italienischer Seite bereits 800.000 Euro budgetiert. Ein Tunnel zwischen Paularo und Kirchbach sei laut Clama auch um zwei Kilometer kürzer als einer zwischen Paluzza und Kötschach-Mauthen. Das würde beim Bauen mehrere Millionen Euro sparen. 

Enteignungen

In Italien gehen Enteignungen von Privaten verhältnismäßig leicht, auch bei Straßenprojekten wird wenig Rücksicht auf Dörfer oder die Natur genommen. Das sah man heuer mit der für das Radrennen „Giro d’Italia“ gebauten Asphaltstraße auf den Monte Lussari, die von Umweltschützern nach wie vor heftig kritisiert wird.

Laut Vizeregionspräsident Mazzolini, der aus Tarvis stammt, ist ein Treffen zwischen dem Friauler Regionspräsidenten Massimiliano Fedriga und dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser geplant. Als Zeitrahmen wurde noch die Vorweihnachtszeit oder der Jänner kommenden Jahres genannt.