Vor 30 Jahren wurde der Kärntner Menschenrechtspreis erstmals vergeben. Über 50 Initiativen von Einzelpersonen und Organisationen wurden seither mit dem mit 10.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet. Auch im Jubiläumsjahr gibt es zwei Preisträger: Die aus Wolfsberg stammende Aktivistin Chantal Bamgbala und Radio Agora, das heuer sein 25-jähriges On-Air-Jubiläum feiert.
Im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung diskutierten im Vorfeld der Preisverleihung Landeshauptmann Peter Kaiser, Botschafterin Ulrike Butschek, Botschafter a.D. Wolfgang Petritsch und die stellvertretende Vorsitzende der Jury zum Kärntner Menschenrechtspreis, Astrid Roblyek, unter der Moderation von Peter Karpf, Menschenrechtskoordinator des Landes Kärnten, über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Menschenrechte.
Kaiser sagte dabei, er habe gemeinsam mit der heutigen Juryvorsitzenden Larissa Krainer als damaliger Abgeordneter die Umsetzung eines Menschenrechtspreises im Kärntner Landtag vorangetrieben. Es sei das Ziel gewesen aufzuzeigen, dass sich viele Menschen in Kärnten – oft auch unbeobachtet von der Öffentlichkeit – für die Menschenrechte einsetzen.
Menschenrechte als Aufgabe von Politik und Gesellschaft
„Trotz allem verspüre ich am heutigen Tag auch eine Unfassbarkeit, dass wir im Jahr 2023 so oft über die Einhaltung von Menschenrechten diskutieren müssen“, so Kaiser in Anspielung auf die aktuellen globalen Krisenherde. Die Gründungsidee des Preises sei gewesen, die Menschenrechtsarbeit in den Vordergrund zu rücken. „Es ist die Aufgabe der Gesellschaft und auch der Politik, das Leben von Menschenrechten zu ermöglichen. Hier muss die Europäische Union eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Sichtbarmachen des Engagements für Menschenrechte ist für Kärnten unverzichtbar“, erklärte der Landeshauptmann.
Stolz und dankbar
Bamgbala dankte nach der Auszeichnung der Jury für die Verleihung. „Ich bin tief geehrt, diesen Preis entgegennehmen zu dürfen, es erfüllt mich mit Dankbarkeit“, so Bamgbala. Sie betonte, es sei wichtig, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. In ihrer persönlichen Geschichte würden Rassismus und Sexismus eine große Rolle spielen. „Der Menschenrechtspreis birgt eine große Chance. In diesem Sinne werde ich das Preisgeld für Fortbildung im Bereich des Antirassismus verwenden. Denn Bildung ist ein Privileg, das ich nutzen möchte. Es ist von großer Bedeutung, dass ich als schwarze Frau hier stehen darf. Diese Auszeichnung heute ist nicht nur für mich, sondern für alle Women of Color“.
Gabriel Lipuš und Angelika Hödl nahmen die Auszeichnung für Radio Agora in Empfang. „Ich möchte bei dem gesamten Team von Agora und bei allen freien Radiomacherinnen und –machern bedanken. Wir alle freuen uns sehr. Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe“, sagte Lipuš in Anlehnung an ein Zitat von Erich Kästner.
Die Laudationen zu den heurigen Preisträgerinnen und Preisträgern wurden von Astrid Körner und Astrid Roblyek gehalten. Bei der Auszeichnungsveranstaltung gesehen wurden unter anderem Landtagsabgeordnete Ruth Feistritzer, Landesamtsdirektor-Stellvertreter Markus Matschek, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß und die Vizerektorin der Alpe Adria Universität, Doris Hattenberger.
Mehr über die Ausgezeichneten
Die 1998 in Wolfsberg geborene Chantal Bamgbala ist Aktivistin, Autorin und Antirassismus-Trainerin. Ihre Themenschwerpunkte sind Intersektionalität, Feminismus, Diversität und die Bekämpfung von Rassismus. Als Woman of Color wurde sie für ihre bisher erbrachte Menschenrechtsarbeit ausgezeichnet, als Organisatorin des „African Diaspora Festivals“ und das Projekt „Black Voices“, das einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus in Österreich zum Ziel hat. In ihren Antidiskriminierungs-Workshops für Schülerinnen und Schüler möchte Bamgbala mehr Sensibilität gegen Rassismus im Alltag bewirken. Sie leistet mit ihrer Arbeit vor allem bei der jungen Generation einen wesentlichen Beitrag zum Abbau von möglichen Diskriminierungen.
Radio Agora bekam den Menschenrechtspreis vorwiegend für das erfolgreiche Bemühen, den Zugang zum Rundfunk für Minderheiten sicherzustellen. Dies wurde unter anderem durch eine Klage beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg erreicht. Radio Agora zeichnet sich durch ein mehrsprachiges Programm aus und trägt damit entscheidend zum Zusammenhalt der Generationen und Kulturen bei. Als freies Radio bietet es zudem für alle einen Zugang zum aktiven Radiomachen.