Ein neues Land, neue Kulturen und neue Gewohnheiten: Für ihre große Liebe hat Rebecca Brock, eine gebürtige Kärntnerin, die in Deutschland gelebt hat, ihre Heimat hinter sich gelassen und ist in die USA gezogen. Auch für ihren Mann Kory ist aktuell alles Neuland – und das, obwohl er in den USA aufgewachsen ist. Der Grund? Nach zwölf Jahren Gefängnis wurde er im Oktober entlassen. Seitdem lebt das Paar im gemeinsamen Haus in Michigan. Kennengelernt haben die beiden einander über eine Website, die Brieffreundschaften mit US-Häftlingen ermöglicht. Ihr gemeinsamer Glaube und die Liebe zu Jesus verbindet das Paar, das einer Freikirche angehört.
Facebook, Instagram, TikTok – diese und weitere digitale Innovationen waren noch in den Kinderschuhen, als Kory Brock wegen bewaffneten Raubüberfalls ins Gefängnis musste. Auch nach seiner Freilassung kann er sich nicht so recht mit digitalen Trends anfreunden: „Ich verbringe gerne Zeit offline, lebe so entspannt und friedlich wie möglich. Ich genieße mein neues Leben und alles, mit dem Gott uns gesegnet hat.“
Von Fernsehteam begleitet
Social Media war aber der Grund, warum die Geschichte von Rebecca und Kory plötzlich so viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Über Instagram hatte der Fernsehsender VOX Rebecca kontaktiert und in weiterer Folge begleitete ein Kamerateam die 24-Jährige. Die Kameras waren auch dabei, als für Kory der lang ersehnte Tag seiner Freilassung kam. „Das war zuerst etwas stressig und generell war die Zeit überwältigend. Aber die Absicht dahinter ist gut, denn so sehen Millionen Menschen unser Glaubenszeugnis.“ Die ersten gemeinsamen Tage waren geprägt von Organisatorischem, Terminen und Besuchen. Und: Rebecca überraschte ihren Mann mit Familienzuwachs: Missy, einem Berner Sennenhund. Auch ein Kätzchen wohnt seit Kurzem bei dem Paar.
Seine Zeit hinter Gittern hat Kory geprägt. Am Anfang seiner Strafe war Kory in einem Hochsicherheitsgefängnis, wo er von anderen Insassen durchaus eingeschüchtert war. „Das waren harte Kerle, die nichts zu verlieren hatten. Leben hatte dort keine Bedeutung“, erzählt der 31-Jährige. „Ich habe Dinge gesehen, über die ich gar nicht sprechen will.“ Im Laufe der Jahre fand er zu Gott, wie er erzählt: „Und dann sah ich, dass ich beschützt werde.“
Vorurteile gegen Verurteilte
Zwar vermisst er das Gefängnis nicht, aber in der Außenwelt scheint nichts reibungslos zu funktionieren, stellt Kory fest: „Immer wird etwas kaputt, eine Sache nach der anderen. Manchmal scherze ich, dass im Gefängnis vieles einfacher war.“ Außerdem hatte er mehr Zeit, um seinen Glauben zu praktizieren. Auch bei der Jobsuche nach seiner Entlassung spielte seine kriminelle Vergangenheit eine Rolle. So bekam er von einer Tankstelle sofort eine Absage, „obwohl ich mit meiner betriebswirtschaftlichen Ausbildung eigentlich überqualifiziert bin“. Seine Vergangenheit und sein Weg zum Glauben berühre die Menschen aber auch, erzählt Kory, der aktuell auf Baustellen arbeitet und in weiterer Folge Informatik studieren will.
Ungewisse Zukunft
Rebecca hatte nach ihrem Umzug mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen: „Das größte Problem war das Essen.“ So ist sie kein großer Fan von US-amerikanischen Speisen, die in der Regel viel Zucker enthalten. Und er war nicht vom deutschen Käsekuchen überzeugt, den Rebecca für ihn zubereitet hatte – ist das Dessert doch in den USA viel süßer. „Aber Kärntner Nudeln und Spätzle schmecken ihm, das sagt er zumindest“, sagt Rebecca lachend. Auch die typisch deutschen und österreichischen Weihnachtskekse, die Rebecca aktuell bäckt, sind schnell vergriffen. Apropos: Das erste gemeinsame Weihnachtsfest feiern die beiden typisch österreichisch am 24. Dezember. „Außerdem habe ich einen Adventkranz gemacht und Kory und seinem Papa einen Adventkalender geschenkt, weil sie noch nie einen hatten“, erzählt Rebecca.
Nach den Feiertagen geht es für sie am 30. Dezember aber erst wieder zurück in ihre alte Heimat, wo sie auf ein Interview für ihr Visum wartet. Denn obwohl sie und Kory verheiratet sind, gibt es einige Hürden, die zu überwinden sind, bevor sie unbegrenzt in den USA bleiben und dort auch arbeiten kann. Aktuell weiß Rebecca nicht, wie lange dieser Prozess dauern wird und wann sie in die USA zurückkehren kann. Auch wenn das Paar nicht den einfachsten Weg begeht, ist es zuversichtlich: „Gott hat einen Plan für uns. Am Ende wird alles gut.“ Nach wie vor plant das Paar, 2025 in Millstatt, Rebeccas Heimat, erneut zu heiraten.