Ein falscher Kommissar verlangte Anfang Februar von einem 89-jährigen Klagenfurter eine Kaution. Sein Sohn hätte einen Verkehrsunfall verursacht, 80.0000 Euro seien zu bezahlen. Der verzweifelte Pensionist holte daraufhin bei seiner Hausbank Goldmünzen im Wert von 760.000 Euro aus seinem Schließfach und übergab diese einem „Herrn Braun“, einem vermeintlichen Polizisten. Mittels eines DNA-Treffers auf der Türklingel konnte der mutmaßliche Betrüger ausgeforscht werden. Er war wegen einer ähnlichen Tat bereits vorbestraft. Der 23-Jährige musste sich am Donnerstag am Landesgericht Klagenfurt wegen schweren Betrugs verantworten.
Der junge Mann habe sich während der Verhandlung sehr einsilbig gezeigt. Ja, er bekenne sich schuldig. Ja, die Sache sei ihm schon irgendwie verdächtig vorgekommen, als er sich auf eine Internetanzeige für einen „Kurierdienst“ gemeldet habe. Aber: Nein, seine Auftraggeber kenne er nicht. „Von einem reumütigen Geständnis war der Angeklagte meilenweit entfernt“, sagte Staatsanwältin Karin Schweiger in ihrem Plädoyer: „Er räumt nur ein, was wir eh schon wissen. Er nennt keine Hintermänner und keine näheren Details.“ Vielmehr sei der 23-Jährige „Teil einer internationalen, skrupellos agierenden Tätergruppe, die mit den Sorgen und Ängsten ihrer Opfer spielt“. Sein Verteidiger, Philipp Tschernitz, meinte, dass sein Mandant „zweifelsohne zu bestrafen sei“, allerdings würden sehr wohl Milderungsgründe ins Gewicht fallen.
Der Pole wurde zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Haftstrafe begründe sich mit der „verwerflichen Vorgehensweise“, mit dem Ausnutzen der Hilflosigkeit des Opfers. Und auch die „generalpräventiven Erwägungen“ hätten eine Rolle gespielt: „Um zu signalisieren, dass es in Österreich weder für Kriminaltourismus noch im Speziellen für diese besonders verwerfliche Form einen Platz gibt“, sagte Richter Gerhard Pöllinger-Sorré.