Maßnahmen, die eigentlich die Spitalsambulanzen entlasten sollen, werden in Kärnten vergleichsweise wenig in Anspruch genommen. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Prüfung des Rechnungshofes Österreich. Sowohl bei der Nutzung der Gesundheitshotline 1450 als auch bei der Inanspruchnahme der hausärztlichen Bereitschaftsdienste gebe es Luft nach oben.

Mindestens 50 Prozent der in den Erstversorgungsambulanzen behandelten Fälle, seien laut der Kabeg nicht dringlich und könnten „zumindest teilweise auch im niedergelassenen Bereich behandelt werden“. Die Gesundheitsberatung unter der Telefonnummer 1450 sollte die Spitalsambulanzen entlasten – bis zu 46 Prozent der Anruferinnen und Anrufer in Kärnten wurden in den Jahren 2020 und 2022 an den niedergelassenen Bereich verwiesen. Allerdings wurde ein starker Rückgang der telefonischen Beratungen in Kärnten verzeichnet: Die Zahl der Beratungen sank zwischen 2020 und 2022 um 59 Prozent (Anrufe wegen Covid-19-Symptomen sind bereits ausgenommen). Im Österreich-Schnitt war die Zahl der telefonischen Beratungen fünfmal so hoch wie in Kärnten.

Während der Nachtstunden sowie am Wochenende gibt es in Kärnten hausärztliche Bereitschaftsdienste. Von 2015 bis 2021 wurden diese Dienste – vor allem an Wochentagen – immer weniger genutzt. „Die Zahl der Visiten und Ordinationen ging an Werktagen um 74 Prozent zurück“, hieß es vom Rechnungshof. Zugleich blieben 2021 in Kärnten 21 Prozent der Diensteinheiten unter der Woche unbesetzt, an Wochenenden und Feiertagen waren 13 Prozent der Bereitschaftsdienste in Kärnten nicht besetzt. Empfohlen wird nun, eine „flächendeckende und effizientere Gestaltung der Hausärztlichen Bereitschaftsdienste“ zu erarbeiten. Dabei wären Synergien mit der Gesundheitsberatung 1450 zu berücksichtigen.

Thema waren auch die Primärversorgungseinheiten, die ebenfalls zur Entlastung der Spitalsambulanzen beitragen könnten – etwa mit längeren Öffnungszeiten und der Einbindung zusätzlicher Gesundheitsberufe. Laut dem „Regionalen Strukturplan Gesundheit Kärnten 2025“ waren fünf Primärversorgungseinheiten vorgesehen. 2023 gab es in Kärnten nur eine Primärversorgungseinheit in Klagenfurt.

Reaktionen

Für FPÖ-Chef Erwin Angerer bestätigt der Rechnungshofbericht das „Versagen von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) wie er Donnerstagnachmittag in einer Aussendung mitteilte. „Die Landesregierung muss endlich den niedergelassenen Bereich stärken, um die überlasteten und viel teureren Spitalsambulanzen zu entlasten“, so Angerer.  

Für den dringenden Ausbau der Primärversorgungseinheiten in Kärnten spricht sich Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer in einer Reaktion auf den aktuellen Rechnungshof-Bericht aus. „Diese Einrichtungen müssen endlich forciert werden, vor allem um die Ambulanzen in den Spitälern zu entlasten und Menschen ein wichtiges Angebot abseits der Krankenhäuser zu bieten“, so Köfer.