„Wir erleben derzeit im niedergelassenen Bereich sehr viele grippale Infekte und eine starke Zunahme bei den Covid-19-Infektionen. Drei von vier Coronatests bei meinen symptomatischen Patienten sind aktuell positiv“, sagt Maria Korak-Leiter, praktische Ärztin in Maria Rain und stellvertretende Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte in Kärnten.

Ihre Erfahrungen schlagen sich auch in den Statistiken der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) nieder: „Die Zahl der Krankenstände steigt, das bemerken wir vor allem bei grippalen Infekten und Covid-19“, erklärt ÖGK-Chefarzt Andreas Krauter. Letzte Woche (Kalenderwoche 47) waren in Kärnten 14.938 Personen krankgemeldet. 4343 davon litten an grippalen Infekten, 1284 waren coronapositiv. Diese Zahl ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Covid-19 keine meldepflichtige Krankheit mehr ist, wodurch auch weniger getestet wird. Korak-Leiter: „Die Dunkelziffer ist sicher viel höher.“

Vorläufiger Höhepunkt

Die Zahl der Krankenstände – erfasst werden nur ÖGK-versicherte Arbeitnehmer und Arbeitslosengeldbezieher – ist in den letzten Wochen in Kärnten rapide nach oben geschnellt. In der KW 43 (23. bis 28. Oktober) waren es 11.361, in der KW 45 (6. bis 11. November) exakt 13.133 und die 14.938 Personen aus der Vorwoche sind gleichzeitig der (vorläufige) Höchststand des Jahres 2023. „Dabei spielt die Influenza noch gar keine Rolle, diese Welle steht uns erst bevor“, weiß Korak-Leiter. Lediglich 15 Kärntner leiden derzeit an der „echten Grippe“.

Maria Korak-Leiter, praktische Ärztin in Maria Rain
Maria Korak-Leiter, praktische Ärztin in Maria Rain © Markus Traussnig

Auch in den Schulen machen sich die Infektionskrankheiten bemerkbar: Statistiken zu erkrankten Schülern gibt es nicht, zu den Lehrern sehr wohl. 13 Prozent der Pädagogen fehlen aktuell, 8,5 Prozent konkret wegen Erkrankungen. „Dieser Wert lag während Corona aber schon bei 11 oder 12 Prozent. Außerdem sind die Lehrer derzeit kürzer im Krankenstand. Herausfordernd ist die Situation dennoch“, sagt Bildungsdirektorin Isabella Penz. In einer Volksschule im Bezirk St. Veit sind momentan sämtliche Pädagogen erkrankt, mobile Lehrer aus der Umgebung halten den Unterricht aufrecht. Maßnahmen wie gesperrte Klassen, Covid-19-Tests oder Maskenpflicht gibt es an Schulen nicht.

Kurve steigt weiter

Auf einem Allzeithoch ist hingegen jene Kurve, die die Ergebnisse des Abwassermonitorings darstellt und einen Blick auf das künftige Infektionsgeschehen gewährt – obwohl die Experten des Landes vor drei Wochen prognostiziert hatten, dass die Zahlen wieder sinken würden. Die Grafik zeigt die im Rahmen des regionalen Monitorings an elf Stellen in Kärnten ermittelte Last an täglich ausgeschiedenen Sars-Cov-2-Virenpartikeln pro Einwohner. 235,8 Genkopien pro Einwohner wurden als bisheriger Spitzenwert Mitte Jänner 2023 ausgeschieden, in den letzten Wochen schnellte die Marke auf 360,22 hinauf. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.

„Für den markanten Sprung ist die Pirola-Variante verantwortlich, der aktuelle Impfstoff wirkt aber sehr gut“, appelliert Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ), neben den Hygienemaßnahmen auch die Möglichkeit der Impfung wahrzunehmen. Es obliege Kranken- oder Pflegeeinrichtungen, im Bedarfsfall Maßnahmen wie Masken- oder Testpflicht anzuordnen. Eine entsprechende allgemeingültige Verordnung des Landes werde es nicht geben, so Prettner.