Rund 400 Kärntnerinnen und Kärntner gelten als HIV-positiv – gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein leichtes Plus von rund 20 Betroffenen. Geschätzt 20 Prozent sind jedoch nicht diagnostiziert. Wenige Tage vor dem Weltaidstag am Freitag, dem 1. Dezember, wirft sich die Kärntner Aids-Hilfe in ein „neues Gewand“. „Die Zunahme von sexuell übertragbaren Krankheiten ist für uns Anlass und Auftrag, das Angebot der Aids-Hilfe deutlich auszubauen“, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) am Montag bei einer Pressekonferenz. Neben HIV-Tests, HIV-Beratungen und HIV-Unterstützungsmaßnahmen wird der Leistungsumfang des Vereins auf sämtliche sexuelle Erkrankungen, die in den vergangenen Jahren zum Teil deutlich gestiegen sind, erweitert. Prettner: „Damit sind vor allem Syphilis, Chlamydien, Hepatitis B oder Gonorrhoe gemeint.“
Passend zum neuen Angebot und Aufgabenbereich wird der Verein in „Checkpoint sexuelle Gesundheit | Aids-Hilfe Kärnten“ umbenannt. Ab 2024 werden im „Checkpoint“ nicht nur Tests auf sexuell übertragbare Erkrankungen durchgeführt, sondern „das Team wird um einen Facharzt erweitert, damit Diagnose und notwendige Therapien hier stattfinden können“, so die Landesrätin.
Sinnvoll und zwingend ist die Namensänderung auch für Günther Nagele, Leiter des nunmehrigen „Checkpoints“: „Nur Aids zu sagen, ist eine Hemmschwelle.“ Und man will, dass die Menschen ihre Hemmungen verlieren, den Verein aufzusuchen. „Wir können mit unserer Unterstützung und Hilfe nur so erfolgreich sein, wie sich Menschen an uns wenden.“ Daher sei es wichtig, gegen die Stigmatisierung vorzugehen: „Menschen glauben auch selbst, ,gebrandmarkt‘ zu sein, weil diskriminierende Situationen erlebt wurden.“ Passend zum neuen Namen erhielt der Verein auch ein neues Logo mit stilisiertem Herz. Für Nagele passend, denn „Liebe findet genauso Platz wie das Wissen, dass Sexualität ein Teil unserer Gesundheit ist“.
20 Menschen pro Jahr sterben in Kärnten
Wie bei HIV ist auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten eine frühestmögliche Diagnose absolut wichtig. „Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie sind sie sehr gut behandelbar. Vor allem Aids hat dadurch im Laufe der vergangenen Jahrzehnte seinen tödlichen Schrecken verloren“, sagte Nagele. Dennoch sterben pro Jahr in Kärnten rund 20 Menschen an Aids – weil die Erkrankung zu spät erkannt wurde.
Betrachtet man die Entwicklung der Neuinfektionen über Jahre, so fällt auf, dass „seit einiger Zeit die Betroffenen immer jünger werden“, betonte Nagele. „Und das ist per se keine schlechte Nachricht, denn auch das bedeutet, dass sich vor allem die Jüngeren testen lassen.“ Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass ältere Menschen oft zu spät zur Testung gehen. Rund 42 Prozent der betroffenen Personen erfahren von ihrer HIV-Infektion erst in einem fortgeschrittenen Stadium. „Diese späte Diagnose kommt vor allem bei Menschen über 50 Jahren sowie bei nicht aus Österreich stammenden Personen vor.“