Sieben von zehn Kärntnern und Burgenländern haben keinen Zugang zu ausreichendem öffentlichem Verkehr. Damit sind die beiden Bundesländer Schlusslicht in Österreich. Dieses Ergebnis erbrachte eine Studie des Momentum-Instituts anlässlich des Welttags des nachhaltigen Verkehrs, der am Sonntag, dem 26. November, erstmals begangen wurde. Aber auch in Österreich insgesamt fällt das Ergebnis nicht gerade rosig aus: Laut Momentum hat jeder zweite nur unzureichend Zugang zu Öffis.
Das deckt sich auch mit dem Ergebnis einer Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ), der vor Kurzem eine Fachveranstaltung unter dem Motto „Bessere Mobilität für die Regionen“ durchgeführt und dabei die neuesten Erkenntnisse präsentiert hat. Nach der Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria nutzt die Hälfte der Österreicher in einem Gebiet mit geringer Bevölkerungsdichte gar nie öffentliche Verkehrsmittel. „Je geringer die Bevölkerungsdichte, umso weniger wird mit dem öffentlichen Verkehr gefahren und umso höher ist die Autonutzung. In vielen Regionen ist die Mobilitätsauswahl für die Bevölkerung sehr eingeschränkt. Das müsste nicht sein, wie bereits umgesetzte Lösungen zeigen“, stellte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer bei der Fachkonferenz fest.
Dass also die Nachfrage mit dem Angebot steigt, spiegelt sich auch in der Momentum-Auswertung wider: In Wien hat nämlich nur ein Prozent der Bevölkerung einen unzureichenden Zugang zum öffentlichen Verkehr. Auf Platz zwei liegt Vorarlberg mit 31 Prozent. Warum das westlichste Bundesland so gut abschneidet, lasse sich durch einen vorausschauenden Ausbau des Öffi-Netzes erklären, so VCÖ-Sprecher Christian Gratzer: „In Vorarlberg hat man sehr früh damit begonnen, den öffentlichen Verkehr auszubauen. Auch in Kärnten und im Burgenland hat sich in den vergangenen zehn Jahren viel verbessert. Aber in beiden Bundesländern ist der Aufholbedarf groß.“
Das Wesentlichste dabei sei, die Bus- und Zugfahrpläne gut aufeinander abzustimmen. Gerade in den Regionen sei das Angebot an Mikro-ÖV, also zum Beispiel Ruftaxis oder Gemeindebussen, sukzessive auszubauen und auch diese optimal an das bestehende Liniennetzangebot anzupassen, sagt Gratzer.
Hohe Investitionen in Straßen
Ein Problem sieht Barbara Schuster, Ökonomin am Momentum-Institut, im Ausbau der Infrastruktur: „Obwohl es aus klimapolitischen Gründen auf der Hand liegt, dass der Ausbau der Öffis ein zentrales Element für den Klimaschutz ist, gibt es noch immer Regionen, die unterirdisch an das Öffi-Netz angebunden sind.“ Wenig überraschend, wenn man sich vor Augen führt, dass zwischen 1997 und 2022 690 Kilometer an Schienenstrecken rückgebaut wurden, während Straßen um 347 Kilometer ausgebaut wurden. In Kärnten wurden laut Momentum-Institut 38 Millionen Euro in den Ausbau von Straßen investiert, während nur eine halbe Million Euro in den Ausbau des Schienennetzes floss.
Ausbauoffensive
Kärntens Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) ist das Problem bewusst. Jahrelang sei in Kärnten der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sträflich vernachlässigt und regelrecht kaputt gespart worden, auch unter einem grünen Landesrat, kritisiert seine Vorgänger und den „Scherbenhaufen“, den diese hinterlassen hätten. Nun habe man eine „Trendwende“ eingeleitet, sagt Schuschnig: „Alleine in den vergangenen fünf Jahren wurde das Verkehrsangebot um bis zu ein Viertel ausgeweitet. Wir haben einen landesweiten Aufholkurs eingeleitet, der nun nochmals an Tempo zulegen wird. Wir investieren deshalb 100 Millionen mehr in dieser Legislaturperiode in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und starten eine Ausbauoffensive für den Mikro-ÖV. Jeder Euro, den wir in den öffentlichen Verkehr investieren, investieren wir auch in den Wirtschaftsstandort.“