Bettina ist 41 Jahre alt, eine „Anpackerin“ ist die dreifache Mutter. Obwohl die Kärntnerin alleinerziehend ist, brachte sie bisher Beruf, Job und Haushalt unter einen Hut, sorgte für ihre drei schulpflichtigen Kinder. Doch mit einem Tag kam alles anders. Ihr Arbeitgeber musste Konkurs anmelden, Bettina verlor ihren Job. Sorgen, wie man in Zukunft finanziell über die Runden kommen würde, plagten die 41-Jährige immer öfter. Dann bekam ihre älteste Tochter ein Baby und Bettina nahm dieses als Pflegekind auf.
„Ich habe keine Sekunde gezögert. Meiner Tochter zu helfen, war für mich selbstverständlich“, erzählt die Kärntnerin. Die Geldnöte wurden aber immer größer, die Teuerung in allen Lebensbereichen, ob bei den Kosten für Strom, Miete oder Lebensmittel, trafen die Familie hart: „Wenn man nicht weiß, wie man die offenen Rechnungen bezahlen soll, erfüllt einen das mit Angst – auch Angst vor der Zukunft.“
Schließlich wandte sich Bettina an die Caritas. Diese half ihr bei den Stromkosten und bei der Anschaffung von Schulsachen. „Danke der Sozialberatungsstelle der Caritas für die schnelle und konkrete Hilfe. Meine Familie braucht sie dringend“, zeigt sich die dreifache Mutter, die ihre Geschichte am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz der Caritas Kärnten erzählte, dankbar.
Bei der Caritas weiß man: Menschen wie Bettina, die bisher mit beiden Beinen im Leben gestanden sind und plötzlich um ihre Existenz bangen, gibt es viele – und sie werden immer mehr. Mehr als 1800 neue Hilfsanträge wurden allein heuer in Kärnten gestellt, fast 6900 Frauen, Männer und Kinder unterstützt die Caritas mittlerweile. Hauptbetroffen sind Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher, Familien mit mehreren Kindern sowie Mindestpensionistinnen und Mindestpensionisten.
Neue Not
„Wir bemerken, dass immer mehr Menschen zu uns kommen, die bisher mit den hohen Lebenserhaltungskosten recht gut zurechtgekommen, deren Rücklagen aber nunmehr aufgebraucht sind. Sie erzählen, dass sie noch nie irgendwo um Hilfe angesucht haben und nie geglaubt hätten, jemals die Unterstützung der Caritas zu brauchen“, erzählt Christine Ofner, Teamleiterin der Sozialberatung bei der Caritas Kärnten. Und für Menschen, die schon vor der schwierigen Wirtschaftslage wenig hatten und jeden Euro zweimal umdrehen mussten, hätte sich die Situation noch mehr verschärft.
Armutsfestes Sozialnetz gefordert
Caritas-Direktor Ernst Sandriesser zeigt sich besorgt: „Ein ungewisser Winter steht vor der Tür. Die Notlagen betreffen mittlerweile auch Menschen, die bisher mit ihrem Einkommen ausgekommen sind.“ Er fordert die Politik in Bund und Ländern auf, ein armutsfestes Sozialnetz ohne Lücken sicherzustellen.
Gleichzeitig dankt er der Bundesregierung und dem Land für bisher Geleistetes: „Es ist gelungen, die Auswirkungen der Teuerungen zu lindern und auch längerfristig wirksame Pakete wie den Kärnten Bonus zur Unterstützung auf den Weg zu bringen.“ Und an die Bevölkerung richtet er die Bitte: „Gerade in Krisenzeiten wie diesen brauchen wir Zusammenhalt und Solidarität. Helfen Sie Menschen in Not mitten unter uns und spenden Sie jetzt.“